Donnerstag, 22. Dezember 2011

Illuminations in Dyker Heights





Nur eine kleine U-Bahn Fahrt entfernt: Weihnachtswunderland mitten in Brooklyn. Ein ganzes Viertel übertrumpft sich hier gegenseitig mit Licht-"Verschmückungen". Sagenhaft.

Besuch



L´s Pekipfreund ist da. Mit Bruder und Eltern. Nach einer kurzen Beschnupperungszeit geht es hier nun seit einigen Tagen zu, als hätten wir uns einen Wurf Welpen zugelegt. Es wird gerangelt, geknutscht, gerannt und gespielt, dass es eine Freude ist. Die Jungs sind selig. Die Mamas auch. Und R. ist mittendrin.

Spiderman schmückt Tannenbaum





O Christmas Tree. Wie gesagt, normaler Weise hätten es weder rosa-, noch türkisfarbene "Verschmückungen" an meinen Baum geschafft, obwohl rosa und türkis zu meinen Lieblingsfarben zählen. Auch keine Busse, Boote, "Beinchen" oder Papageien. Und schon gar keine Burger. Aber, Wunder oh Wunder: ich liebe diesen Baum! Der liebste Ehemann behauptete heute Morgen gar, es sei der Schönste, den wir je hatten (ich glaube, dass er meine wunderschönen Lambertkugeln, die zu Hause IMMER am Baum hängen, heimlich nicht leiden kann). There, there. Ich mag ja Traditionen sehr. Besonders zu Weihnachten. Aber manchmal ist es auch nett, mal was Anderes zu machen.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Santaland





Samstag: Santaland. Eine New Yorker Institution; einmal wollten wir das auch erlebt haben. Wir bekamen für das megafrühe Loseilen (um stundenlanges Anstehen zu vermeiden) das, was wir erwartet hatten: staunende Kinderaugen. Und ein aufgeregt-verlegenes Söhnchen, das Santa dann aber bereitwillig seinen großen Wunsch (eine Gitarre) zugeflüstert hat. Die kleine Miss hat sich geweigert, sich dem komischen Mann mit Bart zu nähern, irgendwie habe ich sie aber auch verstanden.

KiGa Weihnachtspause



Am Freitag hatte L. seinen letzten Kindergartentag vor den Weihnachtsferien. Es gab einen Schneeflockentanz, einen Toilettenpapierrollenengel als Geschenk für die Eltern (den ich toll finde, ich werde ihn als Weihnachtsbaumspitze missbrauchen!) und ein fröhliches Söhnchen.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Leine Oben


Der kleinen Miss bei ihrer Entwicklung zuzusehen, macht gerade sehr viel Spaß. Vor allem die soziale Interaktion und die Sprachentwicklung sind dran, bei der Motorik passiert gerade weniger. Jeden Tag kommen diverse Wörter zu ihrem Wortschatz dazu, gestern sagte sie zum ersten Mal "ich", als sie mit irgend einer Tätigkeit begann. Ich habe erst gedacht, ich hätte mich verhört, denn man interpretiert ja gerne mal so allerhand in das Genuschel der Kids hinein. Aber heute morgen, als darüber diskutiert wurde, wer jetzt die Nachttischlampen an unserem Bett anmachen darf, sagte sie wieder deutlich "ich", krabbelte aus dem Bett und machte die Lampe an. Der liebste Ehemann guckte mich an wie ein Auto, weil ich mich strahlend zu ihm umdrehte und fragte, ob er DAS gehört hätte. Manchmal denkt der Mann wahrscheinlich, er hat eine Vollidiotin geheiratet. Aber dass sie schon "ich" sagt und nicht "Du" zu sich selber oder "R.", finde ich schon sehr beachtlich für ihr Alter. Am Niedlichsten ist allerdings ihr ewiges Credo "Leine Oben". Ich nehme an, ich habe irgendwann einmal zu ihr gesagt: "möchtest Du alleine nach oben gehen"?- oder so ähnlich. Seitdem benutzt sie "Leine Oben" jedenfalls als Synonym für : "Ich möchte XY alleine machen". Sie nimmt sich also zum Beispiel ihre Schuhe, sagt "Leine Oben", nickt mir einmal kräftig zu und versucht, sie an ihre Füßchen zu fummeln. Wahrscheinlich wird "Leine Oben" eines unserer Familienwörter werden. Habt Ihr auch solche Wörter, Eigenkreationen der Familie? Bei uns gibt es z.B., noch aus meiner eigenen Kindheit, den Schlamsselo (Ich glaube ernsthaft, das richtige Wort Schlafanzug ist meinem Sohn nicht bekannt). L. hat das Wort "Boogy" für Brötchen kreiert und dank R. wird ein Eichhörnchen bei uns wohl für immer "Beinchen" heißen.

Montag, 12. Dezember 2011

Weihnachtlich



...geht es nun langsam auch bei uns zu. Wir geben aber auch alles, um in die weihnachtliche Grundstimmung zu geraten: der hiesige Weihnachts-Radiosender dudelt den ganzen Tag und wird nur gelegentlich von "Petterson und Findus feiern Weihnachten" oder "Nena´s Weihnachtslieder" CDs unterbrochen. Wie jedes Jahr wird begeistert mit der Krippe gespielt und Ausstecherle werden produziert, die, wie immer, gut schmecken, obwohl sie reichlich in Zuckerguss baden durften - und natürlich alles andere als hübsch anzusehen sind. Egal. Hauptsache, weihnachtlich. Vanillekipferl kann ich nicht machen, da ich hier nirgends gemahlene Mandeln bekomme, noch nicht mal gemahlene Haselnüsse. Zimtsterne habe ich immerhin in einem neu entdeckten Traumladen um´s Eck käuflich erworben.

Weihnachtsbaum... ähem. Er sah beim "Organic" (!) Verkaufsstand vielleicht nicht unbedingt zierlich und winzig aus, aber dass er das halbe Wohnzimmer einnimmt, hatten wir auch nicht erwartet. Wir haben schon einen Lachkrampf nach dem anderen bekommen- es ist tatsächlich nicht mehr viel Wohnzimmer übrig. Die Lichterketten (mit denen sich der in dieser Beziehung sehr eifrige Herr Gemahl immer schon im September eindeckt) reichen mal soeben für den halben Baum und sind überall ausverkauft. Die Kugeln--- ich bräuchte wahrscheinlich mein ganzes deutsches Sortiment, um dieses Monster ordentlich zu bestücken. Aber hübsch ist er. Im übrigen sind hier fast alle Weihnachtsbäume ausnehmend gerade und schön gewachsen, keine Ahnung, wie die Amis das machen. Unserer ist ja wie gesagt "organic" , von einer grünen Farm, also nix genmanipulierte Bäumchen.

Ach so. ja, hier wird der Weihnachtsbaum schon einige Zeit vor Weihnachten geschmückt hingestellt, die Baumverkäufe beginnen quasi unmittelbar nach Thanksgiving. Wir waren glaube ich schon ziemlich spät dran dieses Wochenende. Das hat den großen Vorteil, dass der Weihnachtsschmuck schon zwei Wochen vor Weihnachten überall im Ausverkauf ist.

Morgen muss ich Weihnachtskugeln kaufen gehen...

Samstag, 10. Dezember 2011

Der andere Advent

Meine Schwester ist eine aufmerksame Leserin. (Das habe ich schon länger geahnt). Und weil sie letztens gelesen hat, dass ich finde, in der Weihnachtszeit kommt die Besinnlichkeit oft zu kurz, hat sie mir flugs zum Geburtstag den "anderen" Adventskalender geschickt. Besinnliche und nachdenkliche bzw. überdenkenswerte Texte für die Adventszeit. Kann ich weiter empfehlen, der ist gut zum Besinnen.

Der Text von heute, abgekürzt: "... Jedes Jahr sterben alleine in Deutschland 20 000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es unzählige mehr. Und überall bleiben trauernde Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde zurück. Täglich wird in den einzelnen Familien dieser Kinder gedacht, doch einmal im Jahr wollen weltweit Betroffene nicht nur ihrer eigenen Töchter, Söhne, Schwestern und Brüder gedenken. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19 Uhr brennende Kerzen von außen sichtbar in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle in 24 Stunden die ganze Welt umrundet. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nicht vergessen werden." (Erika Gülich)

Dieser Brauch war mir bisher nicht bekannt, aber ich finde ihn wunderschön. Und da der Text unter dem Motto "Wege zum Anderen" steht, werde ich auch als Nichtbetroffene morgen Abend eine Kerze anzünden.
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Ich wünsche einen schönen, besinnlichen, aber vor allem auch fröhlichen dritten Advent. Auch mir.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Schwiegermama

Der Tod ist gerade allgegenwärtig - rückt mir irgendwie auf die Pelle. Meine Nächte sind bescheiden, obwohl die Kinder die ganze Nacht keinen Mucks machen. Von "Lasst uns froh und munter sein" keine Rede. Ich bin traurig.

Heute vor einem Jahr ist meine Schwiegermama von uns gegangen.

Ich kenne viele Geschichten von "bösen" Schwiegermüttern und ich weiß, dass viele Frauen ihre Schwiegermütter - durchaus zu Recht- Schwiegermonster nennen. Meine hingegen war nichts anderes als lieb und gut und hat mich vom ersten Tag als Familienmitglied angenommen. Das schreibe ich nicht, weil man nur Gutes über die Toten spricht, sondern, weil es wahr ist. Ich hätte ihr das noch einmal explizit sagen wollen, wie sehr ich sie geschätzt und gemocht habe, aber ihre verdammte Krankheit hat zu guter Letzt solche Fahrt aufgenommen, dass mir dafür keine Gelegenheit mehr blieb. Ich denke aber, sie wusste es.

Sie war ihren Söhnen eine tolle Mama, hat sie zu wunderbaren Menschen erzogen. Ihre fünf Enkelkinder waren ihr ganzer Stolz. Ich bin froh, dass sie R. noch kennen lernen durfte und traurig, dass es ihr nicht vergönnt war, die Kleinen groß werden zu sehen. Sehr oft sagen wir "oh, das hätte Oma K. jetzt gefallen", wenn die Kids etwas Neues können. Sie ist bei uns. So auch heute.

Dienstag, 6. Dezember 2011

City Walks Manhattan: SoHo







Schon letzte Woche war ich in SoHo (South of Houston Street). Ich dachte, ich schau dort mal nach einem Weihnachtsgeschenk für den liebsten Ehemann und vielleicht auch noch nach Baumschmuck. Ich bin unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Aber viele Fotos habe ich gemacht.

SoHo ist für jeden NYC Besucher ein absolutes Muss. Wer hier an einem blaubehimmelten Sonnentag herumläuft und nicht begeistert ist, dem ist nicht zu helfen. Es ist bunt, es ist schön, es ist vielfältig. Es gibt Kommerz, Kunst und Kitsch. Billig neben teuer. Schick neben schäbig. Und immer wieder sensationelle Straßenzüge mit den berühmten Cast-Iron Buildings. Man kann SoHo in einer halben Stunde durchwandern, aber das schafft niemand, denn hier gibt es wirklich an jeder Ecke so viel zu sehen, dass man immer wieder stehen bleiben muss, selbst wenn man die vielen Läden, Galerien oder Cafes gar nicht betritt. Es kann passieren, dass man vor lauter visuellen Reizen leicht überfordert ist, insbesondere, wenn man sich wie ich mit einer noch unvertrauten Kamera auf den Weg macht und versucht, all das Tolle, was man sieht, in Fotos einzufangen.

Auf dem Abschnitt des Broadway, der in SoHo liegt, gibt es eine Besonderheit. Schaut man nach links (oder rechts, je nach Straßenseite), sieht man am Horizont das Chrysler Building. Schaut man in die andere Richtung, sieht man das Woolworth Buildung. Meiner Meinung nach sind das die beiden schönsten Hochhäuser New Yorks, auf jeden Fall sind es meine Lieblingshochhäuser. Das ist mein eigenes kleines Ritual, wenn ich in Soho aus der Subway ans Tageslicht klettere: einmal links, einmal rechts gucken, und schon muss ich lächeln.

Es gibt noch einen anderen sehr persönlichen Grund, warum ich Soho so mag. Hier fanden in meiner ersten Schwangerschaft immer die Vorsorgeuntersuchungen statt. Ich bin jedes Mal sehr aufgeregt hingefahren und sehr beglückt wieder weg. Manchmal mit Ultraschallbildern in der Tasche, von einem kleinen Böhnchen zuerst, dann von einem Alien mit Armen und Beinen. Manchmal habe ich auch in einem Cafe gesessen und den Bauch gestreichelt und von der Zukunft geträumt. Ich habe immer bei Dean & Deluca (Keksfoto) vegetarisches Sushi gegessen. Und immer links und rechts nach "meinen" Lieblingshäusern Ausschau gehalten, bevor ich wieder in den U-Bahnschacht gegangen bin. Hach ja, mit dem ersten Kind schwanger, das so sehr herbeigesehnt wurde, das ist eine ganz besondere Zeit. In SoHo wird diese so gesegnete Zeit für mich irgendwie wieder lebendig.

Aber auch ohne diese persönliche Erinnerung ist SoHo einen Besuch wert, sofern man entweder ein Interesse an Kunst oder an Architektur oder an gutem Essen oder an Design oder am Shoppen oder allgemein an Menschen hat. Sollte einen nichts von alledem interessieren, braucht man allerdings auch gar nicht erst nach NYC reisen.

Freitag, 2. Dezember 2011

Lieber Opa



Opa mit Urenkelchen, 2005


Lieber Opa,

Gestern bist Du gestorben. Das kam nicht unerwartet. Du warst fast 97 Jahre alt, und in den letzten Wochen lagst Du mit Lungenentzündung im Krankenhaus. Als wir uns das letzte Mal sprachen, kurz bevor ich nach NY aufgebrochen bin, hast Du schon gesagt, Du weißt nicht, ob wir uns noch einmal wieder sehen. Aber unerwartet oder nicht: Du wirst nicht mehr da sein, und das schmerzt. Als ich die Nachricht erhalte, schießen mir heiße Tränen in die Augen. Wie immer sind es die Kinder, die in einer solchen Situation wohl tun. Als ich L. erkläre, dass ich traurig bin, weil mein Opa gestorben ist, bietet er mir großzügig an, seinen Opa mit ihm zu teilen. "Oder wir machen´s so", sagt er, "Du nimmst Opa und ich nehme Oma. Dann musst Du aber wieder fröhlich sein, ok?" Ich muss lachen, ob ich will oder nicht.

Gibt es einen sanften Tod? Wenn es ihn gibt, dann bist Du ihn wohl gestorben. Zu Hause, im Schoß einer großen Familie. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Ein Lebenskreis hat sich geschlossen. Du hattest fünf Kinder, elf Enkelkinder und rund zwanzig (ich habe gerade den Überblick verloren- Du hattest ihn immer) Urenkelkinder. In den letzten Jahren hat mich immer, wenn wir uns gesprochen haben, fasziniert, dass Du sie alle zuordnen konntest, keinen Namen verwechselt hast und immer zu allen eine Geschichte zu erzählen hattest, egal, wie weit weg sie lebten.

Dein heller, wacher Geist, der war beeindruckend. Die Beine wurden müde und müder, in den letzten Jahren. Aber unverdrossen hast Du am Doppelkopftisch mitgehalten, hast Dir die Reiseberichte Deines jüngsten Enkelkindes ausdrucken lassen und sie mit Feuereifer verfolgt, hast noch vor Wochen mit einem der Urenkelkinder Latein gepaukt. Na klar, Du bist oft ins Schwadronieren geraten, aber das ist ein Vorrecht des Alters.

Du gehst. Und nimmst wieder ein Stück meiner Kindheit mit. Mit vierzig Jahren müsste man langsam mal erwachsen werden, sollte man meinen, und gelernt haben: der Tod gehört zum Leben dazu. Zumal, wenn jemand an die hundert Jahre alt wurde und in Würde altern durfte (soweit das Altern selbst einem diese Würde nicht nimmt). Aber das Kind in mir lehnt sich auf: Du warst immer da. Du sollst nicht weg sein.

Eine schöne Kindheitserinnerung mit Dir, in unendlich vielen Variationen: Du sitzt, noch mit einem stattlichen Bierbauch, am Esstisch und 5-6 Deiner Enkelkinder um Dich herum. Wir streiten darum, wer als erster dem Opa Luft in die Ohren pusten darf, bis der Bauch so rund ist wie ein prall gefüllter Luftballon. In Wirklichkeit streckst Du natürlich nur den Bauch immer weiter heraus. Anschließend darf das betreffende Kind in Deinen Bauch pieksen und der Bauch wird wieder klein, dabei machst Du Geräusche und Gesichter, die uns alle zum Quietschen bringen. Der nächste ist dran. Da wir uns oft im Pulk bei Oma und Dir aufhielten, musste dieses Spiel manchmal stundenlang gespielt werden. Dein Gesicht dabei - das werde ich nie vergessen.

Mit Kindern warst Du gut. Intuitiv. Auch L. war gerne bei Dir, obwohl Du schon sehr alt warst, als er auf die Welt kam. Du hattest immer etwas Lustiges zum Anschauen oder ein "Hasenbrot" vom Frühstück über, und Du kamst ohne Probleme mit ihm in´s Gespräch.

Es tut mir leid und es tut ein bisschen weh, dass ich nicht bei Deiner Beerdigung da sein kann. Aber wir wissen ja, man kann sich überall verabschieden. Eine Kirche und ein Grab machen es fassbarer, vielleicht einfacher - aber dort bist Du jetzt nicht. Und so sage ich Dir hier und jetzt adieu, und ich persönlich glaube, Du fühlst es.

Du warst mir ein liebevoller Opa, ich hätte mir keinen Besseren wünschen können. Warst Du mit Dir selbst im Reinen, als Du gegangen bist? Ich wünsche es Dir. Ruhe in Frieden. Ich werde Dich vermissen.

Mittwoch, 30. November 2011

My Happy Places: Cocoa Bar (Park Slope)



Vor Kurzem entdeckt und sofort happy gemacht:

Cocoa Bar, 228 7th Avenue, Brooklyn, NY 11215
(Gibt auch noch eine Branch in Manhattan:
21, Clinton Street, New York, NY 10002)

Warum?
-Weil Kaffee, Schokolade und Wein drei Dinge sind, die ich sehr, sehr gerne mag. Genau in der Reihenfolge. Um ehrlich zu sein: Ich bin kaffee- und schokoladensüchtig. Bei Wein geht´s gerade noch so.
-Weil die heiße Schokolade hier wie flüssiges Glück schmeckt. Nix wässrige Zuckerplörre, sondern echte, gute, dunkle geschmolzene Schokolade mit knallheißer Milch. Wärmt an kalten Tagen dauerhaft und zaubert ein Lächeln auf´s Gesicht. Wer´s süßer mag, kann das Ganze auch mit Milchschokolade bekommen. Wer´s herber mag (wie ich), kriegt noch einen Espresso reingemischt: ein Traum!
-Weil die Kuchen und Torten so poetische Namen haben wie "Peanut Butter Explosion" und "Death by Chocolate".
-Und weil der Laden praktischerweise auf meinem Nachhauseweg vom Kindergarten liegt.

Sweet child of mine



R. heute Morgen vor "unserem" Spielzeuggeschäft. Oh, die neue Kamera macht wirklich Spaß, es sind etwa 30 Fotos in 5 Minuten entstanden....

Very last minute Adventskalender


Puuuh, ich hab´s noch geschafft. Ich habe gestern noch auf die Schnelle 24 Faltboxen besorgt, die ich einfach hübsch fand, in die jeweils 2 Adventskleinigkeiten hineinpassen, und die man vor allem wieder verwenden kann. Als Giveaway Tüten beim übernächsten Geburtstag. Oder statt Geschenkpapier.

Ähem--- und dann wollte ich mal vorstellen, wie gut mir das Konzept "mal mit ganz anderen Farben experimentieren" bisher gelungen ist. Ernsthaft: ich hab´s bis eben nicht mal gemerkt- da kann wohl jemand schwer aus seiner "Weihnachtshaut" raus. Aber der Baum, der wird ganz, ganz bunt, ich versprech´s.

Dienstag, 29. November 2011

Kitsch Deluxe



Meine Weihnachtsdeko ist irgendwie immer ähnlich. Es gibt weiß und es gibt rot, und dann gibt es noch ein kleines bisschen grün und silberfarben - und das war´s. Es gibt Kugeln und Zapfen und Moos - und Tannengrün. Es gibt nie, nie, nie Weihnachtssterne (Also, die Pflanzen. Sternförmiges gibt es schon). Keine Weihnachtsmänner, die herumstehen, und auch nur selten Engel. Bäume und Elche "in schön" werden geduldet. Es ist in der Tendenz klassisch. Und einigermaßen reduziert- soweit die Kinder das zulassen (ein bisschen Spaß muss sein). Ein großer Traum von mir ist ein Weihnachtsbaum komplett in weiß.

Aber dieses Jahr wird alles anders. Ich hatte keine Lust, meine ziemlich teuren Weihnachtsschätze über den Atlantik zu schippern und beim Auspacken womöglich nur Scherben vorzufinden. Und drum haben wir uns gesagt, wenn wir schonmal hier sind, machen wir mal eine total andere Weihnachtsdeko. NY-typisch halt. Richtig bunt, ein bisschen verrückt. Ich habe quasi die Lizenz zum "Kitschen". Ich hatte mir also gedacht, ich hänge einfach eine ganze Reihe gelber NY-Taxis an den Baum. Das hätte ich lustig gefunden und finde es immer noch, obwohl gelb alles andere als meine Lieblingsfarbe ist. Aber, schluck, ich musste feststellen, dass auch Kitsch seinen Preis hat, wenn er halbwegs schön ist. Und so wird es wohl nur ein kleines gelbes Taxi an unseren Baum schaffen, s.o. Nja, eigentlich ist es nicht gelb, sondern goldfarben. Das ist aber auch das Mindeste, bei dem Preis. Mal gucken, was ich sonst noch so an entzückenden Kitschigkeiten auftreibe, ohne dass uns Weihnachten in den Ruin treibt.

Auch heute regnet es mal wieder Bindfäden, grrr, immer, wenn ich "frei" habe. Ich werde meinen angedachten City Walk also auf Donnerstag verschieben. Das gibt mir zumindest Gelegenheit, mir mal Last Minute Gedanken über einen Adventskalender für die Kiddos zu machen. Mann, jetzt geht es aber echt wieder richtig los mit Weihnachten. Gestern beim nachmittäglichen Gang zum Spielplatz waren sie dann auch auf einmal da, die aufblasbaren Riesenschneemänner, Elfen und Nordpolschilder, Kränze an Türen und Lichterketten um Geländer gewickelt. Es mutete etwas eigenartig an, bei 17 Grad Celsius. Ich sollte schonmal "Last Christmas" aus dem CD Regal suchen. Hört man hier so gar nicht (in Deutschland doch bestimmt schon wieder seit Tagen im Radio rauf und runter gedudelt), und ohne ist es ja doch verdammt schwer, in Weihnachtsstimmung zu kommen. HoHoHo.

Montag, 28. November 2011

Abends an Deinem Bett


Kleine Miss, nun ist der Tag wieder vorbei. Draußen ist es schon ganz dunkel, und Du hast eben beim Zubettgehen nach dem "Mooooon" Ausschau gehalten. Wir konnten ihn aber heute nicht sehen, es ist zu wolkig. Das Zähneputzen fandest Du wieder zum Heulen, aber dann haben wir "Gute Nacht, Dudu" gelesen, darüber hast Du Dich gefreut, jede Seite aufgeregt mit dem Fingerchen angetippt und alle Dir wichtigen Gegenstände im Buch benannt. Wir haben allen Sachen in Deinem Zimmer "Gute Nacht" gesagt. Was bei Deinem Bruder im gleichen Alter gute 10 Minuten gedauert hat, geht bei Dir im Nullkommanichts. Das liegt einerseits daran, dass Dein Zimmer so klitzeklein ist, andererseits daran, dass ich L. nicht so lange unten alleine vor dem Computer sitzen lassen möchte, auf dem er die importierte Sandmann DVD anschaut. "Gute Nacht, Lampe. Gute Nacht, Kommode. Gute Nacht, Mobile. Und gute Nacht, Bild" sagen wir also, und Du machst Dein "winke-winke" Zeichen und sagst "bye-bye", denn Du bist ja unsere kleine NY-Miss. Dann lässt Du Dich auf meinem Arm nach hinten fallen, zum Zeichen, dass es nun mit der Kuschelei langt und ich Dich gefälligst in Dein Bett legen soll. Ist das Kuschelkissen von Tante A. da? Und Dein Teddybär, den Dein Bruder "Schneeflocke" getauft hat? Der Nunu? Ja, alles ist richtig. Beruhigt sagst Du noch einmal "Heia-Heia", um mir mitzuteilen, dass Du jetzt schlafen möchtest und ich ruhig hinausgehen kann. Ich würde lieber noch ein Weilchen an Deinem Bett sitzen, kleines Mädchen. Ich wünsch Dir süße Träume. Schlaf schön!


"Abends an Deinem Bett zerrinnt
das Wichtige zur Nichtigkeit,
ratlos und voller Dankbarkeit
steh ich vor Dir und ich empfind´
so etwas wie Demut, mein Kind."

R.Mey

Thanksgiving

Vergangene Woche ist mein Citywalk ausgefallen. Das lag in erster Linie am Wetter, das am Dienstag und am Mittwoch- meinem Geburtstag- wahrlich novembermäßig ausfiel; es schüttete Bindfäden. Ich verbrachte meinen halben freien Tag mit dem Computer auf dem Schoß und der Teetasse neben mir auf der Couch und fröhnte meinem neuen Hobby: Blogs lesen. Während ich mich lange damit begnügt habe, die Blogs der Handvoll Menschen zu verfolgen, die ich persönlich kenne, lese ich inzwischen mal hier, mal da, und habe auch schon ein paar Blogfavoriten, zu denen ich aus irgendeinem Grund regelmäßig zurückgehe. Weil die Fotos so schön sind. Die Schreibe so genial. Oder der Humor der Autorin so trocken (da fällt mir gerade auf: einen männlichen Blogger habe ich überhaupt noch nicht entdeckt). Die Menschen bloggen über die unterschiedlichsten Sachen - über´s Reisen, über´s Mamadasein, über´s Nähen, über Architektur oder über Literatur - und über alles andere, was man sich nur vorstellen kann. Und weil die meisten dann auch noch eine "Blogroll" haben, also quasi eine "Diese-Blogs-Gefallen-Mir-Liste", kann man ganz easy von einem zum anderen hüpfen. Ich finde das spannend, so einen kleinen Eindruck von anderen Leben zu gewinnen. Aber ich bin ja auch so eine, die wahnsinnig gerne im Dunkeln in die beleuchteten Wohnzimmer schaut, um zu sehen, wie die Menschen eingerichtet sind. Ich selber gewähre diese Einblicke übrigens auch, ich mag nämlich überhaupt keine Jalousien und fühle mich wie eingesperrt, wenn diese herabgelassen werden.

Am Dienstag bin ich jedenfalls über diverse Umwege auf eine Seite gekommen, die mir den Atem stocken ließ. Ich las und las, etwa drei Stunden, ohne Pause. Der Tee wurde kalt, mir wurde auch kalt. Ich las über ein gestorbenes Kind, eine Familie, die mit der Trauer leben lernen muss, eine Mutter, die in ihrem Schmerz so unsagbar schöne Liebeserklärungen für ihr Kind schreibt, die so weise und tiefsinnig und hoffnungsvoll erscheint, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen.

Es war sehr passend, dass mein Geburtstag und Thanksgiving vor der Tür standen. Zu selten, viel zu selten, mache ich mir bewusst, wie glücklich ich bin, wie viel Grund ich habe, glücklich zu sein. Meine Kinder lachen und laufen und sind fröhlich und sind DA. Ich darf sie begleiten. Wir alle sind gesund, wir alle sind zusammen. Mein Glück ist wie eine Seifenblase, das weiß ich. Schon morgen kann alles anders sein. In diesem Bewusstsein habe ich meinen Geburtstag sehr fröhlich gefeiert. Thanksgiving war trotz des unvermeidlichen Turkeys und eines lauten Come-Togethers innerlich etwas leiser und ich: tatsächlich voller Dankbarkeit.

Donnerstag, 24. November 2011

In der Mitte des Lebens


...bin ich jetzt offiziell angekommen. Hört sich doch ganz hübsch an, oder? Nach "das Glas ist halbvoll" eben. Lebenskrise nicht in Sicht, alles wie immer. Ich schiebe Frühschicht mit den Kiddos, die ich aus-nahms-weise vor "Bääämbi" (amerikanisch für Bambi) gesetzt habe, und trinke meinen ersten Kater-Verschwinde-Kaffee. Ich habe so ein Sonntagsgefühl, weil heute Thanksgiving ist, DER amerikanische Feiertag schlechthin. Der liebste Ehemann schnarcht noch. Gestern Abend waren wir dank Babysitter im "Nobu", einem feinen Japaner in Manhattan und haben viel fischiges Zeug gegessen. Ich habe eine tolle Kamera bekommen (fragt sich nur, wann ich mich mit der 315seitenlangen Anleitung vertraut machen soll), außerdem mein Parfum und Bücher (eines mit Scone-Rezepten von Alice´s Tea cup- I love!) und so viele Luftballons, das Söhnchen beim Hertragen fast weggeflogen wäre. Es war lieblich. Oh, MissR.´s Windel duftet bis hierher. Bis später.

Montag, 21. November 2011

Ein liebenswerter Schauspieler


Heute war "parent-teacher-conference" im Kindergarten. Ich habe einiges gehört, was ich auch im letzten Kindergarten gehört habe- aber auch anderes.

L. hat sich im Nullkommanichts und ohne Probleme in die Gruppe eingefügt und seinen Platz gefunden. Er ist meist fröhlich und sehr beliebt, spielt mit allen Kindern und macht oft Scherze, ist scheinbar eine Art Klassenclown (das ist neu). Sein Sozialverhalten ist gut, er kümmert sich um andere und hilft, Konflikte zu lösen (das ist nicht neu). Was am Interessantesten ist: er weint gar nie. Nicht bei Konflikten, nicht, wenn es nicht nach seiner Nase geht, gar nicht. Das war im letzten Kindergartenjahr noch anders. Ob es hier an der sehr geschützten kleinen Gruppe liegt oder er einfach diesbezüglich eine Enwicklung hingelegt hat, weiß ich natürlich nicht. Generell beobachte ich schon noch eine große "Empfindlichkeit" bei ihm, auf dem Spielplatz zB. Die Tränen rollen schnell, vielleicht auch einfach dann, wenn ich in der Nähe bin (oh weh, das ist dann wohl kein gutes Zeichen)? Wenn es mit der Kindergartengruppe in den Park geht, läuft er den Weg dorthin und zurück unproblematisch und jammert in keinster Weise, außerdem werden dort noch etliche Kilometer rennend und spielend zurück gelegt. (Hier wäre dann wohl bewiesen, dass die Lauffaulheit in unmittelbarem Zusammenhang mit mir steht, grmpf).

L. hat seine Stärken ganz klar im sprachlichen und kreativen Bereich. Sein Wortschatz und seine Grammatik sind für einen gerade Vierjährigen ausgezeichnet (hier wurde mir versichert, dass diese Beobachtung nicht nur an der "Vergleichsgruppe" liegt, sondern dass man das auch ganz unabhängig davon beurteilen könne), sein schauspielerisches Interesse und Talent sind ausgeprägt. Er erzählt gerne und viel und führt, wenn man ihn lässt, ganze Theaterstücke auf. In der Grob- und Feinmotorik holt er auf; in jedem Fall macht er mit Feuereifer alles mit, was man ihm anbietet.

Vieles deckt sich mit meinen Beobachtungen und Einschätzungen. Dass Söhnchen keine Tendenz zum zukünftigen Spitzensportler hat und mit Schere und Malstift noch nicht so gut umzugehen weiß, wie manch anderer im gleichen Alter, wusste ich. Dass er sprachlich weit vorne ist, ebenfalls. Und der Hang zur Schauspielerei, der drängt sich geradezu auf.

Viel wichtiger als all dies ist mir allerdings seine Sozialkompetenz, und dass er es offenbar prima geschafft hat, sich in einer ganz neuen Gruppe in einem fremden Land nicht nur einzufinden, sondern dabei auch fröhlich, ausgeglichen und zufrieden ist.

Ich soll stolz auf L. sein. Ja, was denken die denn? Ich bin auf jeden Fall stolz, egal, was er "kann", was er macht, wie er sich gibt. Aber vor allem freue ich mich, denn ich freue mich immer, wenn mein Söhnchen glücklich ist.

Hilfe, die Herdmanns kommen

Wir hatten wieder ein schönes und sonniges Herbstwochenende mit zwei Highlights:

1). Laternenumzug im Prospect Park (ja, der Herr Martin war auch dabei, sogar hoch zu Ross. Sein amerikanischer Akzent hat nur mich irritiert, für die Kinder war alles genau so, wie es sein muss).
2.) Kindergottesdienst in der einzigen deutschen Gemeinde Mahattans. Heureka, da wurde doch glatt das jährliche Krippenspiel in Angriff genommen. Mein Söhnchen möchte sehr gerne ein Hirte sein, Töchterchen wurde natürlich gleich als Engel verplant. Ehrlich gesagt kam ich mir ein bisschen vor wie bei "Hilfe, die Herdmanns kommen", es war sogar noch lustiger. Die beiden resoluten Seniorinnen, die das Ganze begleiten, hatten die Sache, um es vorsichtig auszudrücken, nicht im Griff. Kinder, die erkennbar noch nicht im lesefähigen Alter waren, sollten Texte vorlesen, ganze Seiten fehlten in einzelnen Krippenspielmanuskripten, die Lieder sollten von den Kids selbst ausgesucht werden (totale Überforderung), Namen wurden konsequent vertauscht und das einzige (sehr schöne) vorgegebene Lied (weißt Du, wieviel Sternlein stehen) wurde mindestens 3 Oktaven zu hoch angestimmt, da hätte jede Sopranistin gepasst. Es gab die "ehrgeizige Mutter", die den Sohnemann seinem Gesichtsausdruck zum Trotz unbedingt zum Josef machen wollte (und es natürlich auch erreicht hat), sowie die "Verweigerin": "Anne-Kathrin, magst Du der Wirt sein"? "Nö." "Der Erzähler?" "Nö." "Ein König?" "Nö". "Ja, was magst Du denn?" "Nö". Es war herrlich. Allerdings nur für mich. Sohnemann befand, dass der Kindergottesdienst hier "im Urlaub" überhaupt nicht richtig sei. Er hat sich nur wegen seiner Liebe zum Theaterspielen breitschlagen lassen, nächstes mal noch einen Versuch zu wagen.


Mittwoch, 16. November 2011

Winterschlaf

Um auch mal das Positive hervorzuheben: seit 5 Nächten schlafen beide (!) Kinder durch. Ich wache ca, 2mal pro Nacht auf und wundere mich über die Stille, dreh mich dann genüsslich um und schlafe weiter. Herrlich. Morgens erwache ich vor dem Wecker und bin richtig ausgeschlafen. Also, nicht, dass es nicht zu früh wäre, aber das Gefühl, morgens schon wieder total erledigt zu sein, ist weg. Himmlisch! Babes, ich danke Euch, weiter so!


Und die Mäuse sind auch verschwunden.

Dienstag, 15. November 2011

City Walks Brooklyn: Cobble Hill & Boerum Hill











Mein Spaziergang führt mich nach Boerum Hill und Cobble Hill, zwei "ineinanderlaufende" historische Bezirke nicht weit von Park Slope, und zwar einfach deshalb, weil der Bus mich direkt vom Kindergarten aus dorthin bringt. Vorläufig wage ich noch keine Ausflüge, bei denen ich erstmal längere Zeit mit viel Umsteigerei in der U-Bahn sitze, denn ich weiß ja nicht, wie es mit R. laufen wird, und ob ich nicht vielleicht doch plötzlich zurück muss.

Schon im Bus spüre ich sie, die "große Freiheit". Es ist unfassbar entspannend, einfach nur da zu sitzen und aus dem Fenster zu gucken, ohne sich darum zu kümmern, dass Kind Nr. 1 sich festhält, und ohne Kind Nr.2 davon abzuhalten, sich von meinem Schoß zu winden und/oder den Umsitzenden mit ihrem Protestgeheul einen mittleren Ohrenschaden zuzufügen.

Es ist warm, und je mehr Kraft die Sonne bekommt, desto mehr staune ich über die Temperaturen. Den bei meinen Kids perfektionierten Zwiebellook habe ich bei mir selbst nicht ganz so gut drauf und bin eindeutig zu warm angezogen.

Ich verbringe vier höchst vergnügliche Stunden. Beide Bezirke bieten wunderschön restaurierte uralte Häuser auf, und zwar nicht nur vereinzelt, sondern fast alle Straßenzüge bestehen quasi ausschließlich aus Brownstones, die zwischen 1850-1900 gebaut wurden. Kirchen, viele viele Kirchen, deren Besichtigung teilweise anempfohlen wird. In einer hat sogar Tiffany die Glasfenster designt. Nicht uninteressant, aber an diesem perfekten Herbsttag zieht mich nichts hinein, ein anderes Mal. Da Brooklyn auch die "City of Churches" genannt wird, wird sich hierzu noch Gelegenheit finden. In manchen Häusern lebten berühmte Persönlichkeiten, unter anderem Jennie Churchill, die Mutter von Winston, und der Schriftsteller Thomas Wolfe (von dem ich noch nie etwas gelesen habe). In vielen anderen leben heutzutage Künstler, was man teilweise auch sehen kann- so hat einer sein halbes Haus zu einem Mosaik-Gesamtkunstwerk verarbeitet.
Ich mache Halt in einem Buchladen, den mein Reiseführer mir empfiehlt anzusehen, und der tatsächlich wunder-wunderschön ist, mit Stuck an der Decke, uralten Holzregalen und einer interessanten Vermarktungsstrategie: ein ganzes Regal mit "Staff Picks", also Buchempfehlungen der Angestellten (mit handgeschriebenen Zettelchen, warum dieses oder jenes Buch empfohlen wird). Hatte ich so noch nie gesehen und fand ich clever, sowohl unter Vermarktungs- als auch HR- Gesichtspunkten. Ein halbes Stündchen später und OHNE neues Buch (brav!!!) gehe ich weiter und schaue mir die Smith Street an, die von jedermann hier als das Restaurantmekka hochgelobt wird. Tsja, zum Essen habe ich keine Zeit und bin sicher, es gibt dolle Restaurants, aber die Straße selbst ist eine furchtbare Enttäuschung, denn sie ist ziemlich hässlich. Wahrscheinlich muss man abends her kommen und ein Restaurant besuchen, um die Qualität dieser Straße schätzen zu lernen.
Ich bewundere letzte Reste von noch nicht abgeschmückter Halloween Deko, perfekte Torten im Schaufenster, romantische kleine Gärtchen und immer wieder schöne alte Häuser. Die Stimmung ist hier irgendwie anders als in Park Slope, gesetzter, viel ruhiger. Diverse Katzen dösen in der Sonne, einige Straßen haben etwas richtig Verschlafenes, Dörfliches. Aus dem Nichts taucht ab und an an der nächsten Straßenecke ein Deli oder ein Café auf, was erfreulich ist, wenn man ziemlich ziellos durch die Gegend läuft und zu warm angezogen ist. Ich mache nochmal Halt in einem riesengroßen "Paper Store" - das ist ja auch wieder etwas, worin die Amis ganz, ganz groß sind. Kleine Kladden, tolles Geschenkpapier, natürlich auch schon erste Weihnachtsdeko. Ich würde gerne sagen, dass ich auch diesen Laden ohne Einkaufstasche verlasse, aber das wäre glatt gelogen.
Zu guter Letzt schaue ich mir noch zwei Straßenzüge mit ehemaligen Arbeitersiedlungen an. Diese wurden in den 1870er Jahren von einem im Reiseführer unbenannten Geschäftsmann gebaut, nachdem er aus London wiederkam und von den Arbeitervierteln dort so geschockt war, dass er es hier besser machen wollte. Das hat doch was von Little Lord Fauntleroy! Und meine Güte, diese Häuser sind umwerfend schön. Heute muss man totsicher Millionär sein, um dort eine Wohnung erwerben zu können.

Mein Fazit: sehr schöner Spaziergang, allerdings eher für Leute, die (deutlich) länger in NY sind als nur einige Tage und Extrazeit erübrigen können. Besondere Highlights gibt es eigentlich nicht, außer vielleicht die letztgenannten Ex-Arbeitersiedlungen, die sind schon der Knaller.

P.S.: R. hat nur eine halbe Stunde Mittagsschlaf gehalten und war entsprechend nöckelig, als ich sie abgeholt habe. Ansonsten hat aber alles allerbestens geklappt, insbesondere das Essen ("die hat ja einen tollen Appetit"). Ach was.