Freitag, 28. September 2012

Babybel und eingeklappte Arme

Wer kennt eigentlich außer mir das Babybel-Problem? Sowohl mein Sohn (bis zum Alter von ca. 3 Jahren), als auch R. fuhren oder, im Fall von R., fahren ohne Ende auf diese kleinen Minikäsedinger ab und wollen sie un-be-dingt haben, wenn sie im Einkaufswagen sitzen und sich etwas aussuchen dürfen. Dann denkt man so, naja, könnte schlimmer sein, Käse ist besser als Bonbons, und kauft gottergeben so ein Netzchen, pult einen Käse aus der Verpackung, und reicht ihn in den Einkaufswagen. Und dann läuft es - absolut ohne Ausnahme- immer so ab, dass ich mit einem angebissenen Käse dastehe, weil eigentlich nur die Verpackung spannend ist und das Zeug nach Plastik schmeckt. Auch mir schmeckt es nicht, übrigens, dennoch weiß ich, dass ich es als Kind auch immer haben wollte. Sollte verboten werden.
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Söhnchen, von mir zum Malen animiert, malte gestern einen Ritter. "Toll", meinte ich, "und braucht der vielleicht auch noch Arme, damit er sein Schwert halten kann?" Da antwortet mein Sohn: "Ach nee, Mama, die Arme kann der einklappen. Und die sind jetzt eben eingeklappt!" Touche´, würde ich sagen!

Donnerstag, 27. September 2012

Herumgemuttere

Ist doch manchmal ganz hilfreich, wenn Bekannte einem den Kopf wieder zurecht rücken. Nach der inzwischen zweiten schlaflosen Nacht, in der ich mein Kindelein vor meinem inneren Auge in einer großen Klasse verschüchtert am Rande sitzen sah, machte mir gestern eine Bekannte klar, dass Söhnchen sich ja im Gegensatz zu fast allen anderen Kindergartenkindern letztes Jahr schon einmal in einer ganz neuen Gruppe, einer neuen Stadt, sogar einer neuen Kultur, gut behauptet hat. Und dass das ein großes Plus ist, und auch Selbstbewusstsein gibt.

Und meine Freundin sagte vorhin ganz trocken: Tsja, Du unterschätzt ihn einfach permanent.

Beide Anmerkungen haben ihre Berechtigung. Tatsächlich ist bei diesem meinem erstgeborenen Kind das Thema "Loslassen und Vertrauen" DAS Thema für mich. Noch nicht einen einzigen Tag habe ich mich um meine Tochter und ihr "Seelenheil" so gesorgt. Noch nie hatte ich das Gefühl, ihr Steine aus dem Weg räumen zu müssen. Ich habe einfach das Grundvertrauen, dass sie das alleine schafft.

Ich muss echt an mir arbeiten.

Mittwoch, 26. September 2012

Schulgedöns

Kaum ist das Söhnchen ein offizielles Vorschulkind, geht es auch schon los mit dem Schulalarm. Schulanmeldung, Tag der offenen Tür, Elternabende - ich bin ja einerseits froh, wieder hier und damit im Zentrum des Geschehens (was die Schullaufbahn des Sohnes betrifft) zu sein. Andererseits überfordert das Ganze mich auch ein bisschen, bzw. stresst mich, macht mir Sorgen.

Ende September geboren, ist Söhnchen idiotischer Weise ein sog. "Muss-Kind" im Gegensatz zu den "Kann-Kindern", das sind die ab 1. Oktober geborenen. Tolle Terminologie. Was das bedeutet ist, dass nach dem in NRW geltenden Schulrecht Söhnchen nächstes Jahr mit nicht einmal sechs Jahren eingeschult werden muss. Nun könnte man natürlich sagen, prima, wenn man keine Wahl hat, braucht man sich auch gar keine Gedanken zu machen.

Aber die Gedanken mache ich mir dennoch. Klar nützt es gar nichts, sich darüber zu ärgern, dass er nicht zwei Wochen später geboren wurde, aber ich denke eben, dass ich ihn ohne größeres Zögern ein weiteres Jahr im Kindergarten lassen würde, wenn ich (unproblematisch) könnte. Er ist einfach nach wie vor ein Kind, dass sich (körperlich) nicht gut behaupten kann und motorisch hinter vielen anderen hinterherhinkt. Dazu ist er in neuen Situationen zurückhaltend, teilweise ängstlich. Ich weiß, alles Lamentieren nützt nichts, er muss eingeschult werden, so ist das eben.

Aber dann geht es natürlich weiter- welche Schule soll es denn nun sein? Es bietet sich zunächst einmal die hiesige "Dorf"schule an, auf die eben gesammelt quasi der ganze Kindergartenjahrgang gehen wird, als Alternative eine Montessori Schule mit gutem Ruf im Nachbarort. Die Montessori Schule klingt für mich, was das Konzept betrifft, überzeugend. Altersgemischte Lerngruppen, tolle Räumlichkeiten und eben eine konsequente Umsetzung der Montessori Pädagogik. "Lernen im eigenen Tempo" ist so ein Schlagwort, was für mich erst einmal verlockend klingt. In jedem Gespräch, in jedem  Artikel zu dem Thema kommt aber auch der Hinweis, dass diese Pädagogik nicht unbedingt für jedes Kind geeignet sei und man selber wissen müsse, ob es für das eigene Kind das Richtige sei. Und da tun sich dann schon die ersten Fragezeichen in meinem Kopf auf. Ich habe so meine Zweifel, ob Söhnchen in der Freiarbeit sehr erfolgreich wäre. Ich weiß, dass er sich schnell ablenken lässt und noch keinen besonderen Ehrgeiz entwickelt, sich Dinge alleine anzueignen. Ich weiß, dass wenn man ihn aussuchen lässt, was er tun möchte, er sich wahrscheinlich lange Zeit nur mit einer Sache beschäftigen mag - die ihm eben am meisten Spaß macht. Ich weiß aber nicht, ob das alterstypisch ist, oder eine Charakterfrage. Ich weiß, dass er keinerlei Probleme mit Anleitungen/Arbeitsaufträgen hat, auch still sitzen und Zuhören machen ihm keine Probleme. Ich weiß, dass ihm das leicht "verschulte" Kindergartensystem in NY auf eine Weise gut getan hat, er hat - auf Anweisung- Dinge gelernt, und dann auch gerne gelernt, die er sich alleine nie ausgesucht hätte - basteln, Buchstaben schreiben etc.

Und so ist der Grund für meine Zweifel und mein Hin- und Hergerissensein wahrscheinlich nur eine diffuse Angst vor dem bösen "normalen" Schulsystem, vor großen Klassen und Leistungsdruck.

Es gibt natürlich mehrere Möglichkeiten, wie man etwas Klarheit in die ganze Angelegenheit bringen kann. Gespräche mit anderen Müttern gehören nicht unbedingt dazu, jedenfalls nicht immer. Wenn ich noch einmal höre: "Oh je, von September ist er, ooooh, da wird er es erstmal schwer haben", flippe ich aus. Weder die überzeugten Montessori- noch die Regelschulbefürworter können mir "helfen", denn, ja, am Ende muss man diese Entscheidung für sein Kind selbst treffen.

Aber es gibt natürlich erstens mal die Kindergärtnerinnen, auf die ich große Stücke halte, und mit denen, die die "Vorschulgruppe", die sich zweimal wöchentlich trifft, betreuen, werde ich mich die Tage mal zusammen setzen und um ihre Einschätzung bitten. Sollten sie, wovon ich aber nicht ausgehe, ernsthafte Zweifel haben, dass Söhnchen nächstes Jahr die Schule meistern kann, würde ich mich nicht scheuen, alle Wege zu gehen, die es braucht, um ihn, obwohl er eigentlich schulpflichtig ist, doch noch zurückstellen zu lassen. Zweitens habe ich bei der Kinderärztin nun Ergotherapie für L. verschrieben bekommen. Die Ärztin teilte meine Einschätzung, dass man ihm motorisch noch ein bisschen auf die Sprünge helfen kann, als sie den recht krömmelig gehüpften Hampelmann und das ebenso krömmelig gemalte Haus des kleinen Kerls begutachtete. Meine Sorgenfalten wurden immer tiefer, als die Ergotante beim zweiten Blick auf das Kind meinte, ja, gut, dass sie da sind (generell liegen mir die Optimismus verbreitenden Ärzte und Therapeuten mehr, Sorgen /schlechtes Gewissen mache ich mir selbst schon genug).

Das ist die eine Seite. Die andere Seite, die Schulen selbst, werde ich mir ebenfalls in den kommenden Tagen etwas genauer angucken, es gibt wie gesagt Elternabende und Tage der offenen Tür.

Ich sehe ganz im Allgemeinen einen riesigen Vorteil der hiesigen Grundschule, und das ist der soziale Aspekt. Die Kinder gehen in Laufgemeinschaften zu Fuß zur Schule, und wenn sie sich nachmittags verabreden möchten, können auch Besuche meistens zu Fuß/per Fahrrad erledigt werden. Nicht zu unterschätzen auch der Bonus, dass ich mit einer guten Handvoll der Mamas der zukünftigen Klassenkameraden befreundet und zwei weiteren Handvoll bekannt bin- auch ein solches Netzwerk ist Gold wert. Söhnchen würde gemeinsam mit einer im wohl bekannten Gruppe von Kindern die Schule beginnen, das wäre sicher ein leichterer Start, als mit lauter neuen Gesichtern eingeschult zu werden.

Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, dass die Grundschule wundervoll, aber auch grausam sein kann und dass das neben den Kindern, die dort zur Schule gehen, vor allem von einem abhängt: dem Lehrer/der Lehrerin. Von einem braungelockten Lehrerinnenengel in der ersten und zweiten Klasse, in den ich ernsthaft verliebt war, geriet ich, als wir umzogen, in der dritten Klasse an eine Lehrerin, die genau so hart war wie ihre betonierte Lady-Di Frisur. Das war erstmal schlimm, und ich war eine Weile sehr unglücklich und sehr ungerne in der Schule. Ich habe mich durchgekämpft, aber ich bin nicht sicher, ob Söhnchen an einer solchen Frau H. nicht zerbrechen würde.

Die Lehrerin kann man sich aber nun einmal nicht aussuchen. Weder an der einen, noch an der anderen Schule. Ein bisschen Glück gehört wahrscheinlich auch in der Schullaufbahn dazu. Und dann komme ich in meinem Gedankenkarussel auch immer wieder dahin zurück, dass ich unsicher bin, ob ich meinem Sohn nicht auch einfach zu wenig zutraue. Ich sehe natürlich seine Fähigkeiten und Talente und ja, die hat er. Hänge ich mich zu sehr an seinen Defiziten auf? Gibt es nicht tausende Kinder, die so jung eingeschult werden, und das wunderbar meistern? Bremse ich ihn zu sehr aus? Er wird ja auch nicht morgen eingeschult, in einem Jahr passiert ja noch so viel. Wenn ich bedenke, was für eine Entwicklung zwischen vier und fünf beim Söhnchen statt gefunden hat...

Ich bin froh, dass der beste Ehemann nächste Woche für ein paar Tage da sein wird. Der hat naturgemäß einen etwas andern Blick auf die Dinge und meistens eine wohltuend sachliche Ader.

Ach herrjeh. Ich glaube, mit dem Beginn der Schule wird das Elternsein nicht unbedingt einfacher. Der Ernst des Lebens beginnt so langsam...

Dienstag, 25. September 2012

Pippilotta


Das kleine, wilde Mädchen hat in Bruder´s Verkleidungsschublade eine rotzopfige Perücke gefunden und sie den halben Tag nicht mehr ausgezogen. "Ich bin nämlich Pippi" erklärte sie wichtig  - und hat uns auch gleich ein Dutzend Mal in Folge mit dem dazu gehörigen Song beehrt. Mal wieder speziell niedlich!

5!

Fünf Jahre bist Du nun, großer kleiner Sohn. Bei jeder Gelegenheit erzählst Du das jedem, der es hören möchte- oder nicht. Ein paar mal hast Du auch schon einen Witz probiert und auf Frage nach Deinem Geburtstag geantwortet, dass Du sechs geworden bist, hast gleichzeitig Dein bezauberndes schüchternes Grinsen gezeigt, um dann schnell zu korrigieren: neiiin, fünf bin ich.

Hier war es so trubelig in letzter Zeit. Und so war auch Dein Geburtstag, oder soll ich sagen: Deine Geburtstage. Wir haben ein bisschen vorgefeiert, damit Dein Papa auch dabei sein konnte, und Dich und Deine Kindergartenfreunde am WE vor Deinem Geburtstag bespaßt. Mit dem Konzept "vorfeiern" haben wir Dich wohl ein bisschen überfordert, denn dass Du trotz Geburtstagsparty noch nicht wirklich fünf warst, war etwas, was Du partout nicht einsehen wolltest, Deine Kindergartenfreunde aber bestanden darauf. Das hat Dich ganz schön genervt und auch ein bisschen verwirrt. An Deinem eigentlichen Geburtstag hast Du dann im Kindergarten mit Kuchen gefeiert und nachmittags mit Deinen (ehemaligen) Pekipfreunden. Und mit einem tiefen Seufzer, kam dann aus Deinem Mund: Jetzt bin ich aber endlich fünf. In echt!

Ich hatte gar nicht richtig viel Zeit zu sinnieren, an diesen Tagen. Erst, als die ganze Aufregung sich gelegt hatte, der Papa wieder in Amerika war und der Abschiedsschmerz ein wenig gesackt, und als Deine kleine, wilde Schwester dank eines ausgefallenen Mittagsschlafs einmal ausnahmsweise abends früh im Bett war, hatte ich vor ein paar Tagen einmal Zeit, ganz in Ruhe mit Dir das Zubettbringen zu zelebrieren. Und als ich Dich so angeschaut habe, mein großer Junge, da zogen dann vor meinem inneren Auge die Bilder vorbei, vor denen man sich sonst am Geburtstag des Kindes nicht retten kann.

Du als winziges, gerade geborenes Baby. Wie Deine dunkelblauen Augen sich in meine bohrten und Dein Blick mir mitten ans Herz ging. An Deinem allerersten Geburtstag.

Wie Du die selbstgebastelte Krone mit der 1 drauf am nächsten Geburtstag partout auch keine halbe Sekunde aufsetzen wolltest. Die flaumigen hellen Haare, die oben auf dem Kopf so niedlich abstanden wie bei Max (oder Moritz?), Dein "Wipp", den ich immer mit Mittel- und Zeigefinger nachgezogen habe. Deine inzwischen hellblauen Kulleraugen.

Wie hellblond Du warst, in unserem Urlaub, als Du zwei wurdest, und Deine Schwester schon unterwegs war. Deine erste, ziemlich ausgeprägte Trotzphase, die pünktlich zum zweiten Geburtstag einzog und die einherging mit einem so niedlichen, engelhaften Aussehen (extrem süße Phase), dass man Dir Gott sei Dank niemals böse sein konnte.

Mit drei, stolz als frisch gebackenes Kindergartenkind. Auf einmal kein richtiges Kleinkind mehr. Auf einmal großer Bruder. Der beste große Bruder, den die Welt je gesehen hat.

Mit vier, am Küchentisch in New York - als wäre es gestern gewesen.

Und heute. Fünf Jahre. Ein Vorschulkind. Schon irgendwie noch ein kleiner Junge. Aber ein großer kleiner Junge. Wie kann man das in Worte fassen? Du findest Dich so tapfer in Deiner neuen alten Umgebung ein und erträgst die Abwesenheit des Papas scheinbar stoisch. Herrjeh, wie hast Du Dich gestreckt, im letzten Jahr. Äußerlich, aber auch innerlich.


Wirst Du Dich an diese Phase in Deinem Leben erinnern, wenn Du das hier - vielleicht- später liest, mein lieber Sohn? Siehst Du ihn, den Fünfjährigen mit den mageren Schultern und dem runden Bäuchlein, der nun wieder sehr nah am Wasser gebaut hat, der gerade manchmal wütend auf seine kleine Schwester ist und noch seine liebe Not hat, sich zurecht zu finden, unter den alten Freunden und mit neuen Freunden? Ich hoffe, mein Liebling, ich bin Dir eine gute Unterstützung. Verzeih, wenn ich nicht immer so geduldig und verständnisvoll bin, wie ich es gerne wäre. Ich bin sehr stolz auf Dich. Welch ein Glück, dass es Dich gibt.

Montag, 17. September 2012

Still ruht der See

Hier ist es still, sehr still. Das ist mir bewusst, aber in den vergangenen Wochen ist so viel passiert, war so viel zu tun, dass ich keine Zeit, und wenn Zeit, keine Energie für das Schreiben aufbringen konnte. Ich habe drei Wochen lang nicht ein einziges Foto geschossen. Ich hätte viel zu erzählen, aber einiges ist tatsächlich zu privat (ja, sowas gibt es auch bei mir) und anderes nicht (öffentlich) erzählenswert. Ich muss mich in vielerlei Hinsicht neu sortieren und so lagen meine Prioritäten in der letzten Zeit nicht auf dem Sichmitteilen. Je länger es still ist, desto schwieriger wird es natürlich auch, einen Neuanfang zu finden. Der eigentliche Zweck dieses Blogs, die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden (vor allem über die Kids) zu halten, hat sich natürlich auch erstmal erledigt. Dennoch ist mir das Schreiben zu einer lieben Gewohnheit geworden, die ich eigentlich nicht dauerhaft missen möchte. Unser NY Abenteuer ist streng genommen auch noch nicht vorbei. Ein Teil unserer Familie weilt ja nun seit gestern wieder in unserem Häuschen in Brooklyn und auch der Rest wird in ein paar Monaten noch mal für ein paar Wochen dort sein. Deshalb mag ich auch im Moment kein neues Blog eröffnen, mit einem anderen Titel. Vielleicht mag ich das überhaupt niemals, vielleicht schreibe ich einfach stur hier weiter, denn NY ist ja nun einmal ein Teil unserer Geschichte, und wegen der Rückkehr nach NY habe ich mit dem Bloggen begonnen.

Kommt Zeit, kommt Rat. Jetzt bin ich gerade mal wieder in Eile und habe zu tun...