Freitag, 20. Juli 2012

Frage-Foto-Freitag

Nach ewigen Zeiten schaffe ich es auch mal wieder, beim Frage-Foto-Freitag von Steffi mit zu machen:



1.) Lebt Dein Balkon noch?

 Jaaa, er lebt noch. Aber mein Verdienst ist das nicht, der HG gibt den Blümelein jeden Abend zu trinken- und diese Woche ist er verreist. Ich habe nur Glück, dass die Hitzeperiode gestern ein Ende genommen und es angefangen hat zu regnen. Sonst würden sie wahrscheinlich nicht mehr leben. Ähem.


2.) Hübsch und lecker?

 Noch hübscher natürlich nett arrangiert, aber dafür habe ich heute keine Zeit. 


3.) Was liebst Du im Moment besonders?


 Dieses Kleid, das ich mir in China für $ 30 habe schneidern lassen, das eigentlich türkisfarben ist, unglaublich bequem, und dessen Ausschnitt auch 89-jährige entzückt.

4.) Was magst Du gerade gar nicht?

 Fleisch, wahrscheinlich wegen der Hitze?

5.) Was findest Du nicht hübsch, aber es ist halt so praktisch?

Plastikschuhe für die Kids.



Schön, dass ich es mal wieder geschafft habe, ich finde, Steffi hat immer sehr interessante Fragen und gucke auch immer gerne bei den anderen, die mitgemacht haben.

Und hiermit verabschiede ich mich nicht nur für das Wochenende, sondern für eine ganze Woche, die wir auf Long Island verbringen werden. Ist auch besser so, sonst kommt bei meiner neu entfachten Schreibwut bald echt keiner mehr hinterher...

Bis bald!

Ich im Juli 2012



Der geneigte Leser wird gemerkt haben, dass Sightseeing Berichte in den letzten drei Monaten ausgeblieben sind. Das hat seinen Grund.

Eigentlich muss ich anders anfangen. Ich wundere mich immer, wenn Mütter behaupten, die Geburt ihres Kindes/ihrer Kinder habe sie gaaar nicht verändert. Unfassbar. Nichts auf der Welt, keine andere Liebe, keine Beziehung, kein Job, kein Garnichts, hat eine so tiefgreifende Veränderung bei mir herbeigeführt, wie Kinder zu bekommen. Abgesehen davon, dass man eine so allumfassende Liebe empfindet, wie man es niemals zuvor für möglich gehalten hätte, ist man auf einmal verantwortlich für Wohl und Wehe eines völlig abhängigen, unschuldigen kleinen Wesens, das riecht wie der Himmel auf Erden. Man ist nicht mehr ausschließlich ganz bei sich - und man ahnt, dass man nie mehr ganz sorgenfrei, ganz unbeschwert sein wird, bis zum letzten Atemzug. Man verzeiht diesem Wesen Unverzeihliches, wie zum Beispiel, dass es es einen zwingt, den Nachtschlaf dauernd zu unterbrechen und nach der unterbrochenen Nacht Sonntag morgens um fünf mit einer Rassel neben dem Kind zu sitzen und es zu bespaßen. Denn es hält in seiner Minifaust eben nicht nur die Rassel, sondern auch das ganze Mamaherz. Man wird spätestens jetzt: erwachsen.

Soweit ist das glaube ich eine universelle Erfahrung, so dass ich "man" geschrieben habe, auch wenn ich gelernt habe, dass -wie immer im Leben- auch beim Muttersein gilt: die Menschen sind verschieden, die Erfahrungen sind verschieden, die Wege sind verschieden. Ich wundere mich nicht nur über, sondern bewundere auch irgendwie die Menschen, die sagen, ihr Leben habe sich gar nicht verändert, post Kids.

Was mich persönlich betrifft, habe ich mich glaube ich in vielerlei  Hinsicht durch die Kinder verändert. Ich bin nicht mehr so risikofreudig, nicht mehr so spontan, vielleicht "nervöser." Die Kinder haben in meinem Leben allererste Priorität. Insbesondere, solange sie klein sind, geht damit einher, dass anderes, was mir vor den Kindern wichtig war, zurückgestellt werden muss.

Ich arbeite nur noch halbtags (derzeit noch in Mutterschutz), ich gehe nicht mehr viel aus, mein Mann und ich haben weniger Zeit zu zweit - und vor allem habe ich weniger Zeit exklusiv für mich. Weil ich es eben wichtiger finde, Zeit gemeinsam als Familie zu verbringen, wenn die Zeit da ist.

Insbesondere in/nach der zweiten Schwangerschaft habe ich mich auch äußerlich verändert. In der Schwangerschaft nimmt man üblicherweise zu, und wenn man nicht gerade eines dieser Wunderwerke der Natur ist, die durch das Stillen von alleine abnehmen, bräuchte man eigentlich Zeit, um sich wieder in Form zu bringen.  Und das ist etwas, was man mit zwei kleinen Kindern einfach nicht hat. Ok, auch hier: Chapeau für die, die abends noch das Jane-Fonda-Gedächtnisvideo einlegen und die Beine schwingen. Diese Selbstdisziplin hatte ich einfach noch nie! Mir ist bekannt, dass es Fittibuden mit Kinderbetreuung gibt, aber was bei Söhnchen tadellos funktioniert hat, wurde von meiner Tochter leider torpediert, indem sie regelmäßig den ganzen Laden zusammen gebrüllt hat. Ich war also eine Weile runder als gewöhnlich, und fand es wahnsinnig schwer, mich zB gut anzuziehen. Man tendiert ja dazu, sich "verstecken" zu wollen, was darin endet, dass man sackartige Klamotten trägt, die natürlich kein bisschen attraktiv sind und das eigene Selbstbewusstsein nicht gerade pushen. Ehrlich, es ist so verdammt viel einfacher, sich schick zu kleiden, wenn man schlank ist!!!  Ich habe dann zwar im letzten Jahr durch eine radikale Ernährungsumstellung alle Schwangerschaftspfunde verloren, mich dann aber, kaum dass ich in Amerika angekommen war, ein bisschen auf dem Erfolg ausgeruht und bin in alte dumme Ernährungsmuster zurückgefallen (zu viele Kohlehydrate, zu wenig Eiweiß, zu viele Snacks, zu wenig Wasser). Mein Körper, der seit Jahr und Tag immer etwas mehr einlagern möchte, als ich ihm zugestehe (ein ewiger Kampf, seit ich ca. 16 bin) hat sich bedankt und fröhlich die alten Pölsterchen zurückgebaut. Und ich, unzufrieden mit mir selbst, habe begonnen, mich insgesamt weniger um mich zu kümmern. Eine lange Bluse übergeworfen und gut, denn ich bin ja nachmittags eh nur auf dem Spielplatz, also - was soll´s? Lippenstift- finde ich nur gleich im Kindergesicht wieder, nach dem dritten Küsschen, also überflüssig. Schmuck- reißt die Kleine mir ohnehin nur vom Ohr... den Rest Waffel der Kinder - och, habe eh gerade zu viel auf den Rippen, immer her damit - und so weiter und so fort.

Ich war immer eine Person, die sich sehr um ihr Äußeres gekümmert hat. Ich kann aber absolut nachvollziehen, warum viele Mütter sich zumindest eine Zeitlang ein bisschen "gehen lassen", was ja regelmäßig fürchterlich beschimpft und von aller Welt entrüstet von sich gewiesen wird. Im Alltag mit kleinen Kindern sind die hochhackigen Schuhe und die Clutch einfach unpraktisch. Der Pferdeschwanz hingegen ist praktisch! Und kein Mensch, wirklich keiner, zieht sich abends, wenn die Brut im Bett ist, nochmal um und setzt sich schick gemacht auf die Couch, um den Ehegatten in Staat zum gemeinsamen Abendessen zu empfangen. Natürlich gibt es Babysitter und Gelegenheiten, sich schick zu machen. Aber die sind in einem Leben mit Kindern eben seltener.

Aber natürlich macht es nicht glücklich, das "sich gehen lassen."

Lange Rede, kurzer Sinn: ich war es leid, unzufrieden mit mir zu sein, und habe seit April die zwei kinderfreien Vormittage dazu genutzt, Sport zu machen, zu Shoppen (für MICH, nicht für die Kinder), ein Schaumbad zu nehmen, zur Pediküre zu gehen etc. Mir ist schmerzlich bewusst, dass meine Zeit in NY sich dem Ende nähert, aber ich habe hier schon sooo viel gesehen. Es war jetzt einfach mal Zeit, sich um mich zu kümmern. Drum gab es nicht mehr viel, was ich über NY-Ausflüge berichten konnte.

Aktuell fühle ich mich wieder sehr wohl mit mir. Ein paar Pfunde dürften noch weichen, aber Hauptsache, es kommen nicht wieder Neue hinzu. Ich bin ernährungsmäßig wieder auf einem guten Weg, und merke das auch sofort an meinem Allgemeinbefinden: mehr Energie, weniger bleierne Müdigkeit. Leider führt das neugewonnene Wohlbefinden auch zu einer Art Kaufrausch... insbesondere in dieser Stadt kann man dem aber auch zu leicht verfallen. Und ich shoppe einfach ALLES gerne, derzeit. Schmuck, Kosmetik, Klamotten... und bin deshalb irgendwie auch froh, wenn ich wieder im kleinen, kaffigen H. bin, wo es nur einen DOB-Laden gibt. Hahaaaa.

Soweit zu mir, im Juli 2012.



Donnerstag, 19. Juli 2012

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg - und ich

An Jonas Jonasson (heißt der eigentlich echt so??) kommt ja momentan niemand so richtig vorbei. Ich habe den "Hundertjährigen" auch vor ein paar Wochen gelesen und war nach langer Zeit mal wieder so richtig begeistert von einem Buch, musste teilweise beim Lesen sogar laut auflachen. Klug, witzig, unfassbar phantasievoll. Wirklich zu empfehlen. Die verkniesterte Kritik, der Autor würde die Tragödien der Menschheit des letzten Jahrhunderts nicht ernst nehmen, kann in ihrer Kleingeistigkeit natürlich nur aus Deutschland kommen, finde ich. Aber das nur am Rande.

Heute bei Dunkin´Donuts, wo die Kinder ein kleines Eis mit Gummibärchen zur Bewältigung des Nachmittagstiefs serviert bekamen, saß am Nebentisch ein älterer Herr. Ziemlich älter. Typ distinguierter Gentleman, mit tadellosem Anzug, Gehstock und sogar Hut. Er fiel mir gleich auf, weil er irgendwie so ...verschmitzt-intelligent aussah und natürlich wegen des gepflegten Auftritts. Ich nannte ihn im Stillen sofort Allan und beschloss, dass er oder einer wie er Vorbild für den Romanallan gewesen sein musste. Da ahnt der Leser, woher Söhnchen seine Phantasie hat....Allan und ich lächelten uns zu, als wir gleichzeitig zur Theke gingen, um einen Kaffee zu bestellen. Natürlich weiß ich, was sich gehört, und ließ ihm höflich den Vortritt. Davon wollte er aber nichts wissen, grinste verschmitzt und sagte doch allen Ernstes, als ich mich umdrehte, mit einem bekräftigenden Nicken und einem doppelten Zwinkern: "You look sexy!" aber er sagte es nett, anerkennend und kein bisschen anzüglich - und ich dachte mir nur, ja Du Schlawiner, ich kann mir schon vorstellen, was für ein Womanizer Du warst, ungefähr kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Ich musste kichern, die Dunkin´-Damen ebenfalls, Allan und ich nickten uns fröhlich zu -  und ich fand es irgendwie reizend, so ein Kompliment von einem ca. 89jährigen bekommen zu haben, der aussieht wie eine Romanfigur.


L. im Juli 2012

Liebes Söhnchen, im Juli 2012 bist Du vier Jahre und 9 Monate alt. Du hast Schuhgröße 28-29, bist geschätzte 1,15m groß und Deine Lieblingsfarbe ist blau. Du ziehst Dich jetzt völlig alleine an, aber eine Schleife kannst Du zu Deinem Ärger noch nicht binden. Du stehst auf Batman, Hulk, Spiderman, Iron Man und Co., magst Pippi Langstrumpf und Ice Age und hast immer noch eine Grundsympathie für alles, was "böse" ist: Ritter, Piraten, Dinosaurier, wilde Löwen etc. Letztens hast Du mir allerdings erklärt, dass die Piraten von allen am bösesten sind, "weil, die nehmen anderen ja was weg." Du weißt, dass es Kontinente gibt und verschiedene Länder mit verschiedenen Sitten und Gebräuchen, und dass die Menschen in den verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten wach sind. "Das macht die Sonne", sagst Du. Du hast durchaus einen Sinn für Mode, hast beispielsweise klare Vorstellungen davon, welche Farben zu anderen passen und welche man keinesfalls zusammen tragen kann. Das deckt sich zwar nicht immer mit meinem Geschmack, ist aber nicht diskutabel.


Etwas treibt Dich um, diese Tage. Schon seit ein paar Wochen habe ich vermutet, dass Du eine Krankheit ausbrütet, denn Du bist ungewohnt still, oft nachdenklich, manchmal klagst Du über ominöse Schmerzen, und Du weinst sehr schnell, wenn man Dich nur schief anguckt oder etwas nicht nach Deiner Nase läuft. Aber Dein Papa meinte am Wochenende zu Recht, nee, der kleine Kerl ist einfach nachdenklich, der verarbeitet etwas. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen, es steht wieder eine große Veränderung in´s Haus, der Rückumzug nach Deutschland. Du weißt das, klar. So richtig verstanden hast Du aber wahrscheinlich nicht, was das alles bedeutet. Und deshalb tun wir das einzige, was wir tun können und reden mit Dir darüber. Du hast Dich schon immer schnell und ohne nennenswerte Schwierigkeiten in neuen Umgebungen angepasst. Mit nicht ganz eins in der Krippe, weil ich wieder angefangen habe zu arbeiten. Mit nicht ganz zwei bei der Tagesmutter, weil wir umgezogen sind. Mit nicht ganz drei im Kindergarten. Und mit nicht ganz vier hier in NY in einem neuen Kindergarten. Manchmal denke ich das Sprichwort "harte Schale, weicher Kern" passt genau umgekehrt auf Dich, kleiner Sohn, denn Du lässt Dir zwar scheinbar viel zu Herzen gehen, meisterst dann aber doch immer jede Veränderung ganz großartig - und mit einer Prise des Dir eigenen Humors. Ich bin stolz auf Dich und hoffe von Herzen, wir überfordern Dich nicht. Tief in mir weiß ich aber, dass Du in H. mit Deinen vielen alten Freunden wieder sehr glücklich werden wirst. 



Dein Lieblingsspiel ist zur Zeit: Möbel und Kram durch die Gegend schleppen und damit imaginäre Häuser, Flugzeuge, Löwenhöhlen oder Ähnliches bauen. Immer so, dass weder Du selbst, geschweige denn Deine Schwester ohne Hilfe aus den "Bauwerken" wieder herauskommt. Nicht einmal unsere Minigästetoilette wird von Deiner Bauwut verschont. Ich finde dieses Spiel ja reichlich nervig, denn Du bist zwar sehr ehrgeizig, wenn Du das Zeug zum Bauen von A nach B schleppst, wenn es dann aber ums Aufräumen geht, wirst Du wundersamer Weise mit einem Mal schrecklich müde... darüber haben wir jetzt schon so manche Diskussion führen müssen. Im Allgemeinen hilfst Du abends aber immer sehr lieb beim Aufräumen, auch wenn es Dich schrecklich ärgert, dass Deine kleine Schwester nicht genau so viel mithelfen muss bzw. es noch nicht kann. 


Du machst gerne Quatsch und bringst uns zum Lachen. Du hast viel Phantasie und schlüpfst beim Spiel immer wieder gerne in neue Rollen, hier bist Du zum Beispiel ein schimpfender Opa:


Und was das hier ist, Ausdruckstanz, der Kranich aus Karate Kid oder gar der immer wiederkehrende Zirkus"torektor", weiß ich nicht mehr:


 In jedem Fall liebst Du Rollenspiele, tanzen und schauspielern. Du verkleidest Dich noch immer sehr gerne, auch "einfach nur so" am Nachmittag, um anschließend als Löwe oder Polizist Lego zu spielen. Lego und Playmobil sind zwei weitere Spieldauerbrenner, Bücher magst Du gerne, Hörspiele und ja, ich muss es zugeben, das Fernsehen liebst Du auch sehr, wobei Dir relativ egal ist, ob eine DVD auf englisch oder deutsch läuft. Als Dein Papa letztens meinte: "Dieser Film ist aber auf englisch", war Deine Antwort: "Ja, dann mach den mal ruhig an, das muss ich ja langsam auch mal lernen."

Wenn Du Dich freust, kannst Du so lachen, dass alle im Raum mitlachen müssen. Wenn Du weinst, quellen literweise dicke Tropfen aus Deinen Augen und Du bist nur Kummer, ganz und gar. Nur wütend werden, das kannst Du nicht so richtig. Dies hier ist ungefähr das wütendste Gesicht, das ich von Dir kenne:


 Deine kleine Schwester hast Du vom ersten Augenblick an geliebt. Niemals werde ich Dein breites, süßes Kleinkindgrinsen vergessen, als Du Dich im Krankenhaus das erste Mal über ihr Bettchen gebeugt hast. Du bist gerne großer Bruder. Du liebst es, Deine Schwester an die Hand zu nehmen,


ihr zu zeigen, wie die Welt funktioniert


 und zu wissen, dass Du der Große bist, der weiß, wo es lang geht.


 Größtenteils bist Du lieb und fürsorglich mit Deiner Schwester. Ihr könnt jetzt schon prima zusammen spielen. Familie. Oder Einkaufen. Oder Löwen in der Löwenhöhle. Oft bist Du auch froh, dass Du Deine Schwester ganz gut im Griff hast, zum Beispiel, wenn sie etwas für Dich holen soll oder Du Angst hast, alleine nach oben zu gehen und sie Dich auf Deinen Wunsch bereitwillig begleitet. 
Dann grinst Du manchmal genau so:


 Im Juli 2012 hast Du das erste Mal gezeltet. Mit Papa im Garten, ein richtiges Jungsabenteuer. Du fandest das toll. Dein Papa ist aus Deiner Sicht auf jeden Fall für den Spaß zuständig. Chips essen am Abend, mit Taschenlampe im Zelt herumleuchten. Einen schrecklichen "Cars"Plastikschlafsack kaufen, und ein Zelt gleich dazu, denn "jetzt muss gezeltet werden", das bringt nur Papa. Er ist Dein Held, Dein Vorbild. Dass er Dir neulich im Park Pipimachen im Stehen beigebracht hat, findest Du großartig. Das können nämlich nur Jungs, und deshalb wird dieses Kunststück jetzt auch gnadenlos geübt und gezeigt. Und ich lobe Dich mit ein bisschen knirschenden Zähnen, denn Du bist sooo stolz, und es würde mir natürlich nicht im Traum einfallen, Dir diesen Spaß zu nehmen.


Sollte ich Dich mit einem einzigen Wort beschreiben, mein Sohn, wäre es das Wort: "lieb". Du bist natürlich kein Engel, aber einfach alles in allem wirklich wahnsinnig  -  lieb. Dein Aggressionspotential ist niedrig, Du beschützt kleinere Kinder, bist verschwenderisch mit Zärtlichkeiten und versuchst, Dich in andere (oh ja, sogar in Deine Mama) hineinzuversetzen. Manchmal macht mir das Sorge, und ich sehe Dich als potentielles Mobbingopfer oder als den armen lieben Tropf, der von der bösen Welt ausgenutzt wird. Aber, hey, dafür bist Du viel zu clever, mein Kleiner! Du bist wundervoll, ganz wundervoll, so, wie Du bist. Heute Morgen hast Du einfach so auf der Straße die Arme um mich geworfen und "ich hab Dich schhrrrrrecklich lieb, Mama" gesagt. Und mich in etwa mit diesem Blick angesehen:



Und Mamaverblendung hin oder her, ich schwöre, mit diesem Blick gewinnst Du die ganze Welt!

Mittwoch, 18. Juli 2012

Now and then: Try walking in my shoes


Vor ziemlich genau drei Jahren (Juni 2009):


Und heute (Juli 2012): 


R. im Juli 2012

Oft überlege ich, wie war das, als L. in R´s Alter war-  hatte er die gleichen Vorlieben? Und wie war nochmal dieser lustige Satz, den er mit gerade zwei so verdreht gesprochen hat? Manche Mütter führen ja konsequent Tagebuch, etwas, was ich leider versäumt habe. Ich werde also jetzt häufiger mal hier über die großen und kleinen Entwicklungen und Begebenheiten in R´s und L´s Kinderleben berichten. Auf dass ich nicht mehr so viel vergesse und mich in ein paar Jahren "hachzend" zurück erinnern kann...

Liebe Tochter, im Juli 2012 bist Du zwei Jahre und drei Monate alt. Seit Deinem zweiten Geburtstag hast Du noch mal einen Riesensprung in der Entwicklung gemacht, Du bist jetzt wirklich ein richtiges kleines Mädchen, eine ganz eigene, durchsetzungsstarke Persönlichkeit, mit der man richtige Gespräche führen kann. Du wirst oft für drei Jahre gehalten, was einerseits daran liegt, dass Du recht groß gewachsen bist, andererseits aber auch mit Deinem großen Wortschatz zu tun hat. Der wird hier zwar nur bedingt gewürdigt, aber auf dem Spielplatz versuchst Du oft, mit Gleichaltrigen ein Gespräch zu beginnen, was dann bei den anderen Müttern für Erstaunen sorgt, wenn sie hören, wie "klein" Du eigentlich noch bist.

 Dies hier ist übrigens meine aktuelle Lieblingsfrisur für Dich, zwei "Prömmel" links und rechts am Kopf, früher sagte man "Schnecken" dazu:


Wenn es aber nach Dir geht - und das geht es oft- sieht Deine Frisur so aus (einfach so viel Spangen und Schleifen in´s Haar, wie irgendwie hinein gehen):



Du spielst schon lange am aller- allerliebsten mit Wasser, jetzt, im brütend heißen Juli, ist Dir dieser Spaß auch quasi täglich gegönnt. Auf dem Wasserspielplatz, im Planschbecken hinter unserem Haus,


oder eben auch mal IM Haus, wenn es sein muss.

Dein zweiter Spielfavorit ist eindeutig Sand, immer schon gewesen. Wenn man Dir einen Sandkasten und /oder Wasser gibt, bist Du glücklich.

Du hast - Glück für Dich- nicht meine Schneewittchenhaut, sondern die Deines Papas geerbt und bist ziemlich sonnenunempfindlich; gleichzeitig wirst Du razzifazzi braun. Da kann man noch so verschwenderisch mit LSF 50 herumsprühen, Deine Beinchen sehen schon seit Mai so aus, als wärest Du im Dauerurlaub.


Du isst nach wie vor sehr gerne, reichhaltig und abwechslungsreich. Ich bin dankbar dafür, denn ich kenne durchaus auch Mütter, die dauergestresst mit einem Löffel hinter ihrem Sprössling her hechten, weil dieser so dünn ist, dass eigentlich keine Mahlzeit ausgelassen werden darf. Das Problem haben wir zum Glück nicht. Wie Dein Bruder auch in Deinem Alter, hast Du einen schönen, rundlichen, knuffigen Körper. Du probierst gerne neue Dinge beim Essen aus, hast aber natürlich auch Deine Favoriten, derzeit "Bingo" (Mango), "Muffel" (Muffin), Broccoli, Nudeln und Tomaten.



Deine Sprachentwicklung ist phänomenal. Das liegt sicher daran, dass Dein Bruder Dich, quasi seit Du auf der Welt bist, den ganzen Tag vollgeplappert hat, aber dennoch staune ich manchmal über Deine sprachlichen Fähigkeiten. In ganzen Sätzen sprichst Du schon länger, nun ist auch noch die erste Vergangenheitsform (Perfekt) hinzu gekommen. Abends, beim Zubettbringen, erzählen wir nun abwechselnd eine Geschichte. Erst ich, dann Dein Bruder, dann Du. Ja, Deine ist am kürzesten und endet oft nach zwei Sätzen mit: "und nu´is die G´schichte aaauuuus", aber DU erzählst eine Gutenachtgeschichte, das ist schon außerordentlich prima, finde ich. Morgens, wenn Dein Bruder noch länger schläft, liest Du Dir manchmal selbst Bilderbücher vor. Du zeigst mit dem Fingerchen auf die Bilder und plapperst vor Dich hin - und ich sitze auf der Couch und muss die ganze Zeit lächeln, weil das so niedlich ist. 



Abends ist es im Moment sehr schwierig für Dich, in den Schlaf zu finden. Es ist furchtbar heiß hier in NY, so dass Du derzeit mit Deinem Bruder in Mama´s und Papa´s Schlafzimmer übernachtest. Das ist natürlich ein Riesenspaß und ihr zwei Kinder seid schrecklich aufgekratzt, wenn es ins Bett geht. Egal, wie sehr ich mich bemühe, Ruhe hineinzubringen, Du plapperst, singst und wühlst noch lange- vor neun Uhr abends schläfst Du kaum. Das hat uns bewogen, am Wochenende mal Deinen Mittagsschlaf ausfallen zu lassen. Wir dachten, vielleicht brauchst Du ihn einfach nicht mehr. Aber das machen wir so schnell nicht wieder, denn Du warst ab ein Uhr mittags furchtbar unleidlich und bist irgendwann einfach beim Fahrradfahren eingeschlafen. Dein Mittagsschlaf bleibt also vorläufig unangetastet, was schön ist, denn ich liege sehr gerne neben Dir und schaue Dich an, wenn Du so friedlich schläfst wie hier:
(Und ich frage mich dann, wie zum Henker wir so ein perfektes kleines Menschenkind hinbekommen haben und ob Du wirklich in mir gewachsen bist, so unwirklich kommt mir das jetzt schon vor).


Nach dem Schläfchen bist Du oft etwas grantig und verknautscht und als ich Dir letztens sagte, dass Du aber aufstehen musst, weil wir L. vom Kindergarten abholen müssen, kam die sehr knatschige Antwort: "Ich habe keine Lust. Bleibe hier!"


 Aber wenn wir Deinen Bruder dann in Empfang genommen haben, bist Du doch sehr froh.


 Manchmal schaust Du zu ihm auf,


manchmal folgst Du ihm nach,


aber meistens liebst Du ihn einfach nur abgöttisch.



Du bist jetzt so weit, auch Deine eigene Art von Humor zu entwickeln. Du machst gerne Späße und liebst es, uns zum Lachen zu bringen. Du bist neugierig, freundlich und aufgeschlossen. Allerdings nach wie vor auch sehr willensstark. Hätte ich nur ein einziges Adjektiv, um Dich zu beschreiben, würde ich das Wort "energisch" benutzen. Das ist etwas Gutes, denke ich. So anstrengend Du manchmal als Kleinkind warst und teilweise noch bist, so wenig Sorgen mache ich mir darum, dass Du im Leben je zu kurz kommen oder übersehen wirst. Dafür, dass das nicht passiert, wirst Du schon sorgen, mein energisches kleines Mädchen!





Manchmal willst Du momentan aber auch gerne wieder ganz klein sein. "Ich will Baby sein, so liegen"  forderst Du, und ich muss Dich in der typischen Babyhaltung tragen und beschmusen. Anhänglicher und körperlicher bist Du geworden. Auch das Küssen hast Du für Dich entdeckt. Lange Zeit war das gar nicht Deins, aber irgendwie hast Du jetzt verstanden, dass "Küssssengeben" in unserer Familie ein wichtiges Ritual ist, um Zuneigung zu demonstrieren. Und so küsst Du, und küsst, und küsst- und zwar: energisch! Herrjeh, ich hoffe, das kriegst Du noch etwas zärtlicher hin, bis Du Deinen ersten Freund hast, mein Mädchen.


Aber bis dahin haben wir noch Zeit. Gott sei Dank. Vorläufig ist nach wie vor Dein Papa Dein großer Held und das Strahlen in Deinem Gesicht, wenn er zur Tür hinein kommt, treibt mir manchmal wirklich Tränen in die Augen.

So ist das mit Dir im Juli 2012, meine Kleine.  Energisch stapfst Du auf bruttzelbraunen Beinchen durch Dein Leben. Mal gucken, wie es weiter geht.

Dienstag, 17. Juli 2012

Einmal um den Block

...am Abend, denn die Mücken haben den Garten wieder völlig in Beschlag genommen; ab dem späten Nachmittag kann man sich dort nicht mehr aufhalten.








Der pinke Punkt in der Krise



Willen bekommen- Laune wieder gut






Mittwoch, 11. Juli 2012

Wasserfarben

Die Aufzucht und Pflege von zwei Menschenkindern (U 5) erfordert mindestens einen Erwachsenen, der voll und ganz auf dem Damm ist. Habe ich ja schon länger gewusst, aber immer wieder, wenn die Situation einen trifft, und man krank wird, ohne Oma, Opa, Tante oder sitterbereite Freundin weit und breit, stöhnt man innerlich auf. Ich habe noch sehr viel Glück gehabt, dass der liebste Ehemann im Lande war und die Kinder am Sonntag einen guten halben Tag nach Manhattan geschleppt und dort bespaßt hat (natürlich mit dem Vollprogramm: Karussel fahren, Plastikviecher kaufen, Eis essen - Mama kann für die nächsten Wochen einpacken). Nja, der Husten hält sich hartnäckig, aber inzwischen geht es mir schon wieder einigermaßen. In der Zwischenzeit habe ich solche Aktionen gemacht wie gestern: einen Haufen Blätter, Farbe, Kinder ausziehen und machen lassen. 






(Ich liebe dieses typische Tochtergesicht mit vorgeschobener Unterlippe)


Einige Ergebnisse fand ich sehr schön:


Dann habe ich aber den dummer Fehler gemacht, die Augen einen Moment im Liegestuhl zu schließen und nicht wieder zu öffnen, obwohl es verdächtig lange still war. Ganz still. Das ist ja sooo schön, wenn man Kopfweh hat, aber weiß natürlich jeder, dass es Folgen hat, wenn man eine solche Stille ignoriert. Und dann gab es eben Ergebnisse, die ich nicht ganz so schön fand:


Soweit noch ganz lustig, aber die Bälger müssen ja alles übertreiben:


Die anschließende Badewannenaktion hat das Töchterchen nicht erfreut, lasst es mich so ausdrücken. Und wegen der Lautstärke des Protests war dann auch die ganze Kopfschmerzerholung dahin. Die schwarze Farbe ließ sich nicht so irre gut aus dem Kindergesicht entfernen - und von der zuvor frisch geputzten Wanne anschließend auch nicht. Grumpf. Aber immerhin haben wir wieder Kunstwerke "für annen Kühlschrank zu hängen."