Samstag, 30. Juni 2012

Old friends

So ist das, wenn die älteste Freundin zu Besuch ist: kaum ist sie da, fühlt es sich an, als wäre sie nie weg gewesen. Und wenn sie wieder weg ist, fehlt sie einem gleich sehr.

Wir hatten eine schöne Woche bei durchgängig über 30 Grad Celsius mit Strand, Shoppingalarm, Museum, 9/11-Gedenkstättenbesuch, Touriprogramm und auch Ausruhen, ziemlich viel U-Bahn-Gefahre, Sex & The City Schauen, dem Erfüllen sämtlicher kulinarischer Gastwünsche (Burger, Steak, Sushi, Thunfisch, Spare Ribs) und viel Kindergekuschel, schreiendem Gelächter und auch ein paar leisen Tränchen.

Weil wir unserem Ruf als Terrible Twins noch einmal gerecht werden wollten, gab es  na klar auch einen Partnerlookkauf: ausgerechnet Birkis- wenn uns das vor ein paar Jahren mal jemand gesagt hätte. Mein Mann meint, die findet er nicht mal an Heidi Klum schön, was ich verstehe. Aber ich werde sie ja auch nicht anziehen, wenn ich mit ihm ausgehe, sondern eher auf dem Spielplatz.

Hach, das war eine schöne Woche. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viel Zeit mit meiner Freundin verbringen durfte. Vor allem auch mal "zweisam", ohne dass durchgängig vier Kids ihre Aufmerksamkeit zwischendurch einfordern.















Liebe C., liebste Freundin, für meine Kinder habe ich so viele Wünsche. Einer der wichtigsten aber ist, dass sie auch so wundervolle Freundschaften erleben dürfen, wie ich sie in meinem Leben habe. Danke, dass Du immer da bist.








Donnerstag, 28. Juni 2012

Graduation







Liebes Söhnchen,

Deine Augen strahlen und Dein stolzes Grinsen, als Du uns erblickst, geht von einem Ohr zum anderen. Seit Wochen erzählst Du uns, dass am letzten Kindergartentag eine "Aufführung stattfinden" wird und wir kommen müssen. Immer wieder vergewisserst Du Dich, dass wir auch wirklich planen, Dir zuzusehen. Papa auch? Und R. auch? Ja, ganz bestimmt. Papa macht es möglich. Und hier stehen wir nun, zusammen mit den anderen Mamas und Papas in Eurem ziemlich engen Gruppenraum am "Graduation" Tag, dem letzten Tag im Kindergartenjahr. Würden wir hier in NY bleiben, würdest Du nun am Ende des Sommers eingeschult, mit nicht einmal fünf Jahren. Irgendwie ist die Stimmung entsprechend feierlich, und mir treten schon die ersten Tränen in die Augen, als ich Dich zwischen Deinen kleinen Freunden so aufgeregt herumzappeln sehe. Mist, bei 35 Grad Außentemperatur schwimmt das Make-Up ohnehin schon weg, da kann ich meine typische Mamagerührtheit nicht auch noch brauchen. Du wirst bei "Peter und der Wolf" einer der Jäger sein. Eigentlich wolltest Du lieber Wolf sein, hast aber zu guter Letzt eingesehen, dass der Jäger in diesem Fall die besseren Karten hat, weil er ja den Wolf fängt. Verkleiden UND schauspielern, besser geht es für Dich nicht. Du bist absolut in Deinem Element und machst ein wunderbar grimmiges Jägergesicht. Dass Du ausgerechnet heute Morgen das viel zu große "Wildlife  Conservation Society Member" T-Shirt aus dem Schrank gekramt hast und als Jäger unbedingt anziehen musstest, spiegelt irgendwie Deinen Humor, und sorgt für einiges Gelächter. Als nach der Schlussverbeugung Deine Augen unsere suchen, ist es natürlich um meine Fassung geschehen und ich kann meine Heulerei nur kaschieren, indem ich die Kamera vor´s Gesicht halte.

Mein liebes Söhnchen. Deine - unsere- Zeit hier neigt sich ganz langsam dem Ende zu. Ein aufregender Lebensabschnitt geht vorbei. Im letzten Jahr bist Du vom Fastnochkleinkind zum Fastschonschulkind gewachsen. Deine Erzieherinnen bescheinigen Dir ein offenes, freundliches Wesen, eine Tendenz zum Klassenclown und ein bemerkenswertes schauspielerisches Talent. Du kennst nun (fast) alle Buchstaben und Zahlen und hast Dich von einem Bastelmuffel zu einem richtigen kleinen Malkünstler entwickelt. Du kannst Dich gut in andere Kinder einfühlen, übernimmst oft die Vermittlerrolle. Streit gehst Du am liebsten aus dem Weg, Konfrontationen sind nicht Deins. Du bist eigentlich fast immer sehr fürsorglich und lieb zu Deiner kleinen Schwester - und sie dankt es Dir, indem sie quer durch den ganzen Raum "MEIN BUDA!!!" schreit, als Dein Auftritt kommt. Bei der Überreichung Deiner Malmappe und des selbst gebastelten Graduation Hutes (!) hält Deine kleine Schwester nichts mehr bei uns, sie will zu Dir und Dich "snuffeln". Viele Ahs und Ohs aus den Reihen der Mamas natürlich - und mein Herz quillt über, na klar.

Du bist stolz, so stolz. Auf Deine Leistung als Jäger, auf Deine Malmappe, auf Deine Schwester - und ich denke, irgendwie auch auf Deine Zeit mit Deinen neuen Freunden. Und wir alle sind ebenfalls sehr, sehr stolz auf Dich!

Papa geht mit Dir in die Kneipe nebenan, zweite Halbzeit Deutschlandspiel schauen. Als wir Euch holen, sitzt Du dort wie ein ganz großer Junge, mit Limonade vor Dir und Graduation Hut auf dem Kopf- Fußball guckend. Oh Du je, jetzt kann die nächste Graduation aber bitte ein Weilchen auf sich warten lassen. Warum werdet Ihr eigentlich so verdammt schnell groß, Ihr Krümel? Am Abend sagst Du, dass Du Deine neuen Freunde vermissen wirst, wenn wir wieder in H. sein werden. So ist die Stimmung jetzt ein wenig gekippt. Bisher waren es immer die Freunde aus H., die vermisst wurden, nun sind es vorsorglich schon einmal die aus NY. Ich kann Dich verstehen. Auch ich freue mich einerseits auf zu Hause, werde aber ebenfalls einige Menschen hier vermissen, Große und Kleine. So ist das Leben manchmal, mein Sohn- bittersüß. Und Abschied tut immer weh.

Aber jetzt genießen wir erstmal den Rest des Sommers!

Deine Mama

Montag, 25. Juni 2012

Glück, die Siebte


Wo Du hingehst, da will auch ich hingehen.
Wo Du bleibst, da bleibe ich auch.

Ruth 1, 16f

Dienstag, 19. Juni 2012

Warnung vor der Lotusblüte

Im so gar nicht klassisch chinesisch anmutenden, modernen Shanghai, in dem man im 70. Stock eines Wolkenkratzers Gin Tonic schlürfen oder bei Starbucks die gleiche Kaffeeplörre zu sich nehmen kann wie in Park Slope oder Düsseldorf Oberkassel, habe ich doch noch eine kleine kulturelle Besonderheit entdeckt. Beim Schlendern durch die Straßen war er allüberall in der Hand von jungen Damen zu sehen und in den Shoppingauslagen eines der wichtigsten Accessoires: der Sonnenschirm! In allen Farben, mit Spitzenbesatz wie zu Goethe´s Zeiten, mit Pailletten oder eben - unvermeidlich- im Hello Kitty Design. Die Häufigkeit, in der mir Sonnenschirme begegneten, war schon auffallend, zumal in Shanghai eh nie so richtig die Sonne  geschienen hat. Ich hätte gerne einen gekauft, denn schaden kann so ein Sonnenschirm ja nicht. Aber da ich schon meine Regenschirme chronisch überall stehen lasse, habe ich dann doch Abstand genommen. Ob der Sonnenschirm wohl auch bei uns noch mal eine Renaissance erleben wird? Hüte und Brillen sind doch um einiges praktischer.

Die zweite kulturelle Besonderheit erlebte ich, als ich mich in einem echt chinesischen Spa massieren ließ. Für eine ausgiebige Ganzkörpermassage habe ich üblicherweise keine Zeit und so dachte ich, perfekt, nun habe ich mal die Zeit und die Chinesen sind doch die Meister in diesen Dingen. Es fing gut an, die mir zugewiesene Masseurin war ein Mädchen von elfenhafter Schönheit, Typ Lotusblüte. Wir strahlten uns abwechselnd an, und nachdem sie mir ein Fußbad hingestellt und die Plingplangmusik angemacht hatte, war ich schon mal tiefenentspannt. Aber Herrschaftszeiten, kaum lag ich auf der Massagebank, dachte ich, irgendwer hätte meine Lotusblüte gegen einen Sumuringer ausgetauscht. Ein schneller Blick nach hinten - nein, dort stand immer noch das sanft lächelnde, zarte Mädchen. Aber die Kraft, die die in den Händen hatte, hätte Pippi Langstrumpf erblassen lassen. Ein bisschen kenne ich den "harten asiatischen Griff" ja schon von den Damen hier bei der Pediküre. Die sind auch allesamt nicht zimperlich. Und ich bin es eigentlich auch nicht. Aber das - das war anders. Irgendwie konnte ich mein schmerzverzerrtes Gesicht wohl nicht mehr unter Kontrolle bringen. Von da an hat die Masseurdame mich glaube ich innerlich ausgelacht. Mit stoischem Gesichtsausdruck hat sie mir ein ums andere Mal bestätigt, ziemlich "tense" zu sein. Ach nee. Kein Wunder. Ich hatte anschließend ungelogen 2 Tage Muskelkater. Also, eine Massage in China - ich würde es mir in Zukunft überlegen. Entspannung ist anders, jedenfalls für meinen Geschmack.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Shanghai








Ja, was habe ich denn nun über Shanghai zu sagen? Ich fand diese Stadt ausgesprochen eigenartig. Zunächst einmal kommt es einem nicht so vor, als wäre man in China, wenn man mit dem Taxi vom Flughafen hereinfährt. Wären da nicht die chinesischen Schriftzeichen allüberall, ich schwöre, man könnte meinen, man wäre sonstwo auf der Welt. Das hat wahrscheinlich System. Viele typisch/traditionell chinesische Bauwerke wurden, so erklärte man uns auf einer Stadtrundfahrt, abgerissen, um modernen Hochhäusern Platz zu machen. Und die gibt es dann auch zu Hauf. NY kann im Vergleich mal gepflegt einpacken. Obwohl ich kein Architekturfan bin, konnte ich mich einer gewissen Faszination auch nicht so ganz entziehen- die Wolkenkratzer sind absolut atemberaubend. Ein bisschen wie eine Stadt der Zukunft, haben wir gewitzelt, als wir um halb fünf morgens (weil auch dort: Jetlag) in Pudong um´s Hotel herumgejoggt sind. Ernsthaft, ich kann mir vorstellen, dass die Städte in 500 Jahren oder so alle so aussehen werden. Und dann lugten wie in jeder beliebigen Großstadt an jeder Ecke Gucci, Prada, Starbucks  und Co. hervor. Wie das zum Kommunismus passt, habe ich auch nicht so ganz verpackt. Wahrscheinlich ist Shanghai so wenig China, wie NY Amerika ist, oder Kapstadt Afrika. Eigenartig auch das Wetter: heiß, immer total diesig-nebelig, fast schon wie in der berühmten Waschküche. In der ganzen Stadt habe ich keinen einzigen Spielplatz gesehen, und überhaupt ziemlich wenige Kinder. Ob das an der Einkindpolitik liegt- aber spielen sollen die kleinen Prinzen doch trotzdem? Vielleicht werden sie aber auch einfach von ihren Tigermamas tagein tagaus an der Geige und dem Sprachcomputer festgehalten? Ich konnte es in der Kürze der Zeit nicht ergründen... aber da ja demnächst mein Patenkind plus Anhang in Shanghai wohnen wird, werde ich wohl noch einmal hinfahren und mir genauere Insider-Informationen holen. In jedem Fall habe ich viel gesehen und mich viel gewundert und habe Lust auf mehr Asienbesuche bekommen. Die müssen aber wohl doch warten, bis die Kinder etwas größer sind.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Jetlag


Geschlafen wird nur noch, wenn man vor Erschöpfung umkippt- und gleich in Babyschlafposition liegen bleibt (lange nicht mehr gesehen, dass die Kids so schlafen, zu süß). Man schläft nur noch zu zweit im gleichen Bett und ausschließlich in meinem Bett...

Auch das geht vorüber, nehme ich an.

Dienstag, 12. Juni 2012

Morgens halb fünf in Mikaka


...wird hier schon zum Pippi Langstrumpf Song getanzt. Der Jetlag hat uns, insbesondere die Kinder, fest im Griff. Gähn. Da kann man echt nur hoffen, dass das schnell besser wird. Ich bleibe dabei: lange Flüge, insbesondere solche, die mit Zeitverschiebung verbunden sind, sollte man mit sehr kleinen Kindern nur unternehmen, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt. Mit R. war es auf jeden Fall schon mal besser als letztes Jahr, als sie gerade laufen konnte und keine halbe Minute still sitzen wollte. Aber knapp acht Stunden Flug sind für eine Zweijährige (und ihre Eltern) dann doch mindestens drei Stunden zu viel. R. hatte ausgerechnet bei der Immigration die Nase endgültig voll und bekam einen Tobsuchtsanfall, in den sie sich so gründlich reinsteigerte, dass alle üblichen Strategien (Ablenken, Kuscheln, Schnuller) nicht mehr halfen und nur noch mit einem hysterischen "Nooooo" beantwortet wurden. Ich stand völlig hilflos neben dem tobenden Kind und musste es zu guter Letzt fünf Minuten alleine auf dem Flughafenteppich sitzen lassen, bis es sich schluchzend hochnehmen und beruhigen ließ. Furchtbar. Ich kam mir vor wie eine Rabenmutter. Seit wir wieder hier sind, ist sie ungewohnt anhänglich und muss sich erstmal wieder gründlich eingewöhnen. L. mit seinen viereinhalb ist hingegen schon ein echter Frequent Traveler, dem man längere Flüge und einen einwöchigen Elternentzug schon ohne größere Probleme zumuten kann.