Donnerstag, 22. Dezember 2011

Illuminations in Dyker Heights





Nur eine kleine U-Bahn Fahrt entfernt: Weihnachtswunderland mitten in Brooklyn. Ein ganzes Viertel übertrumpft sich hier gegenseitig mit Licht-"Verschmückungen". Sagenhaft.

Besuch



L´s Pekipfreund ist da. Mit Bruder und Eltern. Nach einer kurzen Beschnupperungszeit geht es hier nun seit einigen Tagen zu, als hätten wir uns einen Wurf Welpen zugelegt. Es wird gerangelt, geknutscht, gerannt und gespielt, dass es eine Freude ist. Die Jungs sind selig. Die Mamas auch. Und R. ist mittendrin.

Spiderman schmückt Tannenbaum





O Christmas Tree. Wie gesagt, normaler Weise hätten es weder rosa-, noch türkisfarbene "Verschmückungen" an meinen Baum geschafft, obwohl rosa und türkis zu meinen Lieblingsfarben zählen. Auch keine Busse, Boote, "Beinchen" oder Papageien. Und schon gar keine Burger. Aber, Wunder oh Wunder: ich liebe diesen Baum! Der liebste Ehemann behauptete heute Morgen gar, es sei der Schönste, den wir je hatten (ich glaube, dass er meine wunderschönen Lambertkugeln, die zu Hause IMMER am Baum hängen, heimlich nicht leiden kann). There, there. Ich mag ja Traditionen sehr. Besonders zu Weihnachten. Aber manchmal ist es auch nett, mal was Anderes zu machen.

Sonntag, 18. Dezember 2011

Santaland





Samstag: Santaland. Eine New Yorker Institution; einmal wollten wir das auch erlebt haben. Wir bekamen für das megafrühe Loseilen (um stundenlanges Anstehen zu vermeiden) das, was wir erwartet hatten: staunende Kinderaugen. Und ein aufgeregt-verlegenes Söhnchen, das Santa dann aber bereitwillig seinen großen Wunsch (eine Gitarre) zugeflüstert hat. Die kleine Miss hat sich geweigert, sich dem komischen Mann mit Bart zu nähern, irgendwie habe ich sie aber auch verstanden.

KiGa Weihnachtspause



Am Freitag hatte L. seinen letzten Kindergartentag vor den Weihnachtsferien. Es gab einen Schneeflockentanz, einen Toilettenpapierrollenengel als Geschenk für die Eltern (den ich toll finde, ich werde ihn als Weihnachtsbaumspitze missbrauchen!) und ein fröhliches Söhnchen.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Leine Oben


Der kleinen Miss bei ihrer Entwicklung zuzusehen, macht gerade sehr viel Spaß. Vor allem die soziale Interaktion und die Sprachentwicklung sind dran, bei der Motorik passiert gerade weniger. Jeden Tag kommen diverse Wörter zu ihrem Wortschatz dazu, gestern sagte sie zum ersten Mal "ich", als sie mit irgend einer Tätigkeit begann. Ich habe erst gedacht, ich hätte mich verhört, denn man interpretiert ja gerne mal so allerhand in das Genuschel der Kids hinein. Aber heute morgen, als darüber diskutiert wurde, wer jetzt die Nachttischlampen an unserem Bett anmachen darf, sagte sie wieder deutlich "ich", krabbelte aus dem Bett und machte die Lampe an. Der liebste Ehemann guckte mich an wie ein Auto, weil ich mich strahlend zu ihm umdrehte und fragte, ob er DAS gehört hätte. Manchmal denkt der Mann wahrscheinlich, er hat eine Vollidiotin geheiratet. Aber dass sie schon "ich" sagt und nicht "Du" zu sich selber oder "R.", finde ich schon sehr beachtlich für ihr Alter. Am Niedlichsten ist allerdings ihr ewiges Credo "Leine Oben". Ich nehme an, ich habe irgendwann einmal zu ihr gesagt: "möchtest Du alleine nach oben gehen"?- oder so ähnlich. Seitdem benutzt sie "Leine Oben" jedenfalls als Synonym für : "Ich möchte XY alleine machen". Sie nimmt sich also zum Beispiel ihre Schuhe, sagt "Leine Oben", nickt mir einmal kräftig zu und versucht, sie an ihre Füßchen zu fummeln. Wahrscheinlich wird "Leine Oben" eines unserer Familienwörter werden. Habt Ihr auch solche Wörter, Eigenkreationen der Familie? Bei uns gibt es z.B., noch aus meiner eigenen Kindheit, den Schlamsselo (Ich glaube ernsthaft, das richtige Wort Schlafanzug ist meinem Sohn nicht bekannt). L. hat das Wort "Boogy" für Brötchen kreiert und dank R. wird ein Eichhörnchen bei uns wohl für immer "Beinchen" heißen.

Montag, 12. Dezember 2011

Weihnachtlich



...geht es nun langsam auch bei uns zu. Wir geben aber auch alles, um in die weihnachtliche Grundstimmung zu geraten: der hiesige Weihnachts-Radiosender dudelt den ganzen Tag und wird nur gelegentlich von "Petterson und Findus feiern Weihnachten" oder "Nena´s Weihnachtslieder" CDs unterbrochen. Wie jedes Jahr wird begeistert mit der Krippe gespielt und Ausstecherle werden produziert, die, wie immer, gut schmecken, obwohl sie reichlich in Zuckerguss baden durften - und natürlich alles andere als hübsch anzusehen sind. Egal. Hauptsache, weihnachtlich. Vanillekipferl kann ich nicht machen, da ich hier nirgends gemahlene Mandeln bekomme, noch nicht mal gemahlene Haselnüsse. Zimtsterne habe ich immerhin in einem neu entdeckten Traumladen um´s Eck käuflich erworben.

Weihnachtsbaum... ähem. Er sah beim "Organic" (!) Verkaufsstand vielleicht nicht unbedingt zierlich und winzig aus, aber dass er das halbe Wohnzimmer einnimmt, hatten wir auch nicht erwartet. Wir haben schon einen Lachkrampf nach dem anderen bekommen- es ist tatsächlich nicht mehr viel Wohnzimmer übrig. Die Lichterketten (mit denen sich der in dieser Beziehung sehr eifrige Herr Gemahl immer schon im September eindeckt) reichen mal soeben für den halben Baum und sind überall ausverkauft. Die Kugeln--- ich bräuchte wahrscheinlich mein ganzes deutsches Sortiment, um dieses Monster ordentlich zu bestücken. Aber hübsch ist er. Im übrigen sind hier fast alle Weihnachtsbäume ausnehmend gerade und schön gewachsen, keine Ahnung, wie die Amis das machen. Unserer ist ja wie gesagt "organic" , von einer grünen Farm, also nix genmanipulierte Bäumchen.

Ach so. ja, hier wird der Weihnachtsbaum schon einige Zeit vor Weihnachten geschmückt hingestellt, die Baumverkäufe beginnen quasi unmittelbar nach Thanksgiving. Wir waren glaube ich schon ziemlich spät dran dieses Wochenende. Das hat den großen Vorteil, dass der Weihnachtsschmuck schon zwei Wochen vor Weihnachten überall im Ausverkauf ist.

Morgen muss ich Weihnachtskugeln kaufen gehen...

Samstag, 10. Dezember 2011

Der andere Advent

Meine Schwester ist eine aufmerksame Leserin. (Das habe ich schon länger geahnt). Und weil sie letztens gelesen hat, dass ich finde, in der Weihnachtszeit kommt die Besinnlichkeit oft zu kurz, hat sie mir flugs zum Geburtstag den "anderen" Adventskalender geschickt. Besinnliche und nachdenkliche bzw. überdenkenswerte Texte für die Adventszeit. Kann ich weiter empfehlen, der ist gut zum Besinnen.

Der Text von heute, abgekürzt: "... Jedes Jahr sterben alleine in Deutschland 20 000 Kinder und junge Erwachsene, weltweit sind es unzählige mehr. Und überall bleiben trauernde Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde zurück. Täglich wird in den einzelnen Familien dieser Kinder gedacht, doch einmal im Jahr wollen weltweit Betroffene nicht nur ihrer eigenen Töchter, Söhne, Schwestern und Brüder gedenken. Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19 Uhr brennende Kerzen von außen sichtbar in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle in 24 Stunden die ganze Welt umrundet. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und dass sie nicht vergessen werden." (Erika Gülich)

Dieser Brauch war mir bisher nicht bekannt, aber ich finde ihn wunderschön. Und da der Text unter dem Motto "Wege zum Anderen" steht, werde ich auch als Nichtbetroffene morgen Abend eine Kerze anzünden.
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Ich wünsche einen schönen, besinnlichen, aber vor allem auch fröhlichen dritten Advent. Auch mir.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Schwiegermama

Der Tod ist gerade allgegenwärtig - rückt mir irgendwie auf die Pelle. Meine Nächte sind bescheiden, obwohl die Kinder die ganze Nacht keinen Mucks machen. Von "Lasst uns froh und munter sein" keine Rede. Ich bin traurig.

Heute vor einem Jahr ist meine Schwiegermama von uns gegangen.

Ich kenne viele Geschichten von "bösen" Schwiegermüttern und ich weiß, dass viele Frauen ihre Schwiegermütter - durchaus zu Recht- Schwiegermonster nennen. Meine hingegen war nichts anderes als lieb und gut und hat mich vom ersten Tag als Familienmitglied angenommen. Das schreibe ich nicht, weil man nur Gutes über die Toten spricht, sondern, weil es wahr ist. Ich hätte ihr das noch einmal explizit sagen wollen, wie sehr ich sie geschätzt und gemocht habe, aber ihre verdammte Krankheit hat zu guter Letzt solche Fahrt aufgenommen, dass mir dafür keine Gelegenheit mehr blieb. Ich denke aber, sie wusste es.

Sie war ihren Söhnen eine tolle Mama, hat sie zu wunderbaren Menschen erzogen. Ihre fünf Enkelkinder waren ihr ganzer Stolz. Ich bin froh, dass sie R. noch kennen lernen durfte und traurig, dass es ihr nicht vergönnt war, die Kleinen groß werden zu sehen. Sehr oft sagen wir "oh, das hätte Oma K. jetzt gefallen", wenn die Kids etwas Neues können. Sie ist bei uns. So auch heute.

Dienstag, 6. Dezember 2011

City Walks Manhattan: SoHo







Schon letzte Woche war ich in SoHo (South of Houston Street). Ich dachte, ich schau dort mal nach einem Weihnachtsgeschenk für den liebsten Ehemann und vielleicht auch noch nach Baumschmuck. Ich bin unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Aber viele Fotos habe ich gemacht.

SoHo ist für jeden NYC Besucher ein absolutes Muss. Wer hier an einem blaubehimmelten Sonnentag herumläuft und nicht begeistert ist, dem ist nicht zu helfen. Es ist bunt, es ist schön, es ist vielfältig. Es gibt Kommerz, Kunst und Kitsch. Billig neben teuer. Schick neben schäbig. Und immer wieder sensationelle Straßenzüge mit den berühmten Cast-Iron Buildings. Man kann SoHo in einer halben Stunde durchwandern, aber das schafft niemand, denn hier gibt es wirklich an jeder Ecke so viel zu sehen, dass man immer wieder stehen bleiben muss, selbst wenn man die vielen Läden, Galerien oder Cafes gar nicht betritt. Es kann passieren, dass man vor lauter visuellen Reizen leicht überfordert ist, insbesondere, wenn man sich wie ich mit einer noch unvertrauten Kamera auf den Weg macht und versucht, all das Tolle, was man sieht, in Fotos einzufangen.

Auf dem Abschnitt des Broadway, der in SoHo liegt, gibt es eine Besonderheit. Schaut man nach links (oder rechts, je nach Straßenseite), sieht man am Horizont das Chrysler Building. Schaut man in die andere Richtung, sieht man das Woolworth Buildung. Meiner Meinung nach sind das die beiden schönsten Hochhäuser New Yorks, auf jeden Fall sind es meine Lieblingshochhäuser. Das ist mein eigenes kleines Ritual, wenn ich in Soho aus der Subway ans Tageslicht klettere: einmal links, einmal rechts gucken, und schon muss ich lächeln.

Es gibt noch einen anderen sehr persönlichen Grund, warum ich Soho so mag. Hier fanden in meiner ersten Schwangerschaft immer die Vorsorgeuntersuchungen statt. Ich bin jedes Mal sehr aufgeregt hingefahren und sehr beglückt wieder weg. Manchmal mit Ultraschallbildern in der Tasche, von einem kleinen Böhnchen zuerst, dann von einem Alien mit Armen und Beinen. Manchmal habe ich auch in einem Cafe gesessen und den Bauch gestreichelt und von der Zukunft geträumt. Ich habe immer bei Dean & Deluca (Keksfoto) vegetarisches Sushi gegessen. Und immer links und rechts nach "meinen" Lieblingshäusern Ausschau gehalten, bevor ich wieder in den U-Bahnschacht gegangen bin. Hach ja, mit dem ersten Kind schwanger, das so sehr herbeigesehnt wurde, das ist eine ganz besondere Zeit. In SoHo wird diese so gesegnete Zeit für mich irgendwie wieder lebendig.

Aber auch ohne diese persönliche Erinnerung ist SoHo einen Besuch wert, sofern man entweder ein Interesse an Kunst oder an Architektur oder an gutem Essen oder an Design oder am Shoppen oder allgemein an Menschen hat. Sollte einen nichts von alledem interessieren, braucht man allerdings auch gar nicht erst nach NYC reisen.

Freitag, 2. Dezember 2011

Lieber Opa



Opa mit Urenkelchen, 2005


Lieber Opa,

Gestern bist Du gestorben. Das kam nicht unerwartet. Du warst fast 97 Jahre alt, und in den letzten Wochen lagst Du mit Lungenentzündung im Krankenhaus. Als wir uns das letzte Mal sprachen, kurz bevor ich nach NY aufgebrochen bin, hast Du schon gesagt, Du weißt nicht, ob wir uns noch einmal wieder sehen. Aber unerwartet oder nicht: Du wirst nicht mehr da sein, und das schmerzt. Als ich die Nachricht erhalte, schießen mir heiße Tränen in die Augen. Wie immer sind es die Kinder, die in einer solchen Situation wohl tun. Als ich L. erkläre, dass ich traurig bin, weil mein Opa gestorben ist, bietet er mir großzügig an, seinen Opa mit ihm zu teilen. "Oder wir machen´s so", sagt er, "Du nimmst Opa und ich nehme Oma. Dann musst Du aber wieder fröhlich sein, ok?" Ich muss lachen, ob ich will oder nicht.

Gibt es einen sanften Tod? Wenn es ihn gibt, dann bist Du ihn wohl gestorben. Zu Hause, im Schoß einer großen Familie. Man kann mit Fug und Recht behaupten: Ein Lebenskreis hat sich geschlossen. Du hattest fünf Kinder, elf Enkelkinder und rund zwanzig (ich habe gerade den Überblick verloren- Du hattest ihn immer) Urenkelkinder. In den letzten Jahren hat mich immer, wenn wir uns gesprochen haben, fasziniert, dass Du sie alle zuordnen konntest, keinen Namen verwechselt hast und immer zu allen eine Geschichte zu erzählen hattest, egal, wie weit weg sie lebten.

Dein heller, wacher Geist, der war beeindruckend. Die Beine wurden müde und müder, in den letzten Jahren. Aber unverdrossen hast Du am Doppelkopftisch mitgehalten, hast Dir die Reiseberichte Deines jüngsten Enkelkindes ausdrucken lassen und sie mit Feuereifer verfolgt, hast noch vor Wochen mit einem der Urenkelkinder Latein gepaukt. Na klar, Du bist oft ins Schwadronieren geraten, aber das ist ein Vorrecht des Alters.

Du gehst. Und nimmst wieder ein Stück meiner Kindheit mit. Mit vierzig Jahren müsste man langsam mal erwachsen werden, sollte man meinen, und gelernt haben: der Tod gehört zum Leben dazu. Zumal, wenn jemand an die hundert Jahre alt wurde und in Würde altern durfte (soweit das Altern selbst einem diese Würde nicht nimmt). Aber das Kind in mir lehnt sich auf: Du warst immer da. Du sollst nicht weg sein.

Eine schöne Kindheitserinnerung mit Dir, in unendlich vielen Variationen: Du sitzt, noch mit einem stattlichen Bierbauch, am Esstisch und 5-6 Deiner Enkelkinder um Dich herum. Wir streiten darum, wer als erster dem Opa Luft in die Ohren pusten darf, bis der Bauch so rund ist wie ein prall gefüllter Luftballon. In Wirklichkeit streckst Du natürlich nur den Bauch immer weiter heraus. Anschließend darf das betreffende Kind in Deinen Bauch pieksen und der Bauch wird wieder klein, dabei machst Du Geräusche und Gesichter, die uns alle zum Quietschen bringen. Der nächste ist dran. Da wir uns oft im Pulk bei Oma und Dir aufhielten, musste dieses Spiel manchmal stundenlang gespielt werden. Dein Gesicht dabei - das werde ich nie vergessen.

Mit Kindern warst Du gut. Intuitiv. Auch L. war gerne bei Dir, obwohl Du schon sehr alt warst, als er auf die Welt kam. Du hattest immer etwas Lustiges zum Anschauen oder ein "Hasenbrot" vom Frühstück über, und Du kamst ohne Probleme mit ihm in´s Gespräch.

Es tut mir leid und es tut ein bisschen weh, dass ich nicht bei Deiner Beerdigung da sein kann. Aber wir wissen ja, man kann sich überall verabschieden. Eine Kirche und ein Grab machen es fassbarer, vielleicht einfacher - aber dort bist Du jetzt nicht. Und so sage ich Dir hier und jetzt adieu, und ich persönlich glaube, Du fühlst es.

Du warst mir ein liebevoller Opa, ich hätte mir keinen Besseren wünschen können. Warst Du mit Dir selbst im Reinen, als Du gegangen bist? Ich wünsche es Dir. Ruhe in Frieden. Ich werde Dich vermissen.