Dienstag, 19. Juni 2012

Warnung vor der Lotusblüte

Im so gar nicht klassisch chinesisch anmutenden, modernen Shanghai, in dem man im 70. Stock eines Wolkenkratzers Gin Tonic schlürfen oder bei Starbucks die gleiche Kaffeeplörre zu sich nehmen kann wie in Park Slope oder Düsseldorf Oberkassel, habe ich doch noch eine kleine kulturelle Besonderheit entdeckt. Beim Schlendern durch die Straßen war er allüberall in der Hand von jungen Damen zu sehen und in den Shoppingauslagen eines der wichtigsten Accessoires: der Sonnenschirm! In allen Farben, mit Spitzenbesatz wie zu Goethe´s Zeiten, mit Pailletten oder eben - unvermeidlich- im Hello Kitty Design. Die Häufigkeit, in der mir Sonnenschirme begegneten, war schon auffallend, zumal in Shanghai eh nie so richtig die Sonne  geschienen hat. Ich hätte gerne einen gekauft, denn schaden kann so ein Sonnenschirm ja nicht. Aber da ich schon meine Regenschirme chronisch überall stehen lasse, habe ich dann doch Abstand genommen. Ob der Sonnenschirm wohl auch bei uns noch mal eine Renaissance erleben wird? Hüte und Brillen sind doch um einiges praktischer.

Die zweite kulturelle Besonderheit erlebte ich, als ich mich in einem echt chinesischen Spa massieren ließ. Für eine ausgiebige Ganzkörpermassage habe ich üblicherweise keine Zeit und so dachte ich, perfekt, nun habe ich mal die Zeit und die Chinesen sind doch die Meister in diesen Dingen. Es fing gut an, die mir zugewiesene Masseurin war ein Mädchen von elfenhafter Schönheit, Typ Lotusblüte. Wir strahlten uns abwechselnd an, und nachdem sie mir ein Fußbad hingestellt und die Plingplangmusik angemacht hatte, war ich schon mal tiefenentspannt. Aber Herrschaftszeiten, kaum lag ich auf der Massagebank, dachte ich, irgendwer hätte meine Lotusblüte gegen einen Sumuringer ausgetauscht. Ein schneller Blick nach hinten - nein, dort stand immer noch das sanft lächelnde, zarte Mädchen. Aber die Kraft, die die in den Händen hatte, hätte Pippi Langstrumpf erblassen lassen. Ein bisschen kenne ich den "harten asiatischen Griff" ja schon von den Damen hier bei der Pediküre. Die sind auch allesamt nicht zimperlich. Und ich bin es eigentlich auch nicht. Aber das - das war anders. Irgendwie konnte ich mein schmerzverzerrtes Gesicht wohl nicht mehr unter Kontrolle bringen. Von da an hat die Masseurdame mich glaube ich innerlich ausgelacht. Mit stoischem Gesichtsausdruck hat sie mir ein ums andere Mal bestätigt, ziemlich "tense" zu sein. Ach nee. Kein Wunder. Ich hatte anschließend ungelogen 2 Tage Muskelkater. Also, eine Massage in China - ich würde es mir in Zukunft überlegen. Entspannung ist anders, jedenfalls für meinen Geschmack.

6 Kommentare:

  1. Du Weichei!! Aber vielleicht hatte ich einen Schwangerschaftsbonus... Wir waren auch nicht im chinesischen SPA, sondern in der klassischen chinesischen Massagehöhle bzw. -hölle. Also dunkelbraunes Funierholz an Wänden und Decken, mit doppelseitigem Klebeband befestigte Trennwände, eine uralte, scheppernde Klimaanlage, die mit der Plinplangmusik um die Wette eiferte, Lotusblüten allenfalls aus Plastik als Deko...
    Von außen auch nicht gerade einladend mit buntem Geplinker. Im Hinterhof des Hilton, eher etwas anrüchig anmutend. Hätte Alex Chefchef uns dieses Etablissement nicht unbedingt ans Herz gelegt, wären wir wohl nie dort gelandet. Mit aufmunternden Worten, dass wir dort für wenig Geld absolute Entspannung bekommen und es auch kein Happy End gibt, trauten wir uns in dieses Etablissement. Muskelkater hatte ich keinen. Aber wo keine Muskeln vorhanden sind, kann es auch nicht schmerzen... In diesem Sinne. Ich werde Ausschau nach ein paar guten Sumuringerinnen für Dich halten. Dicken Kuss mit viel Wehmut, Abschiedsschmerz und Ungewissheit bei chaotischer Hormonlage. Dein T.

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    1. Alles wird gut! Du wirst noch viel mehr tolle Tipps bekommen und bestimmt gute Zeiten haben. Ach, die Hormone jaja... auch das wird wieder, weißte ja! Dicken Knutsch in die Heimat!!

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  2. That´s Asia, Baby! :O) Die Sonnenschirmchen sind dazu da um die vornehme Blässe zu bewahren. Das machen die alle - ob arm ob reich. Die Asiatinnen benutzen ja sogar whitening creme.
    Und wenn Du einmal ne ordentliche Thaimassage überlebt hast, schreckt Dich nix mehr. Je kleiner die Frau, desto brutaler sind die drauf. :O))

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    1. Ja sicher, Baby, das mit dem Bewahren der Alabasterhaut hat sich mir schon erschlossen. Also, der Grund für den Schirmchenalarm. Aber es ist doch wirklich ein fundamentaler kultureller Unterschied. Auch wenn braun hier nicht mehr chic ist, ist eine gewisse frische Gesichtsfarbe immer noch bevorzugt. Ich tendiere ja mit Auftreten der ersten Falten auch eher zum Schneewittchenteint, aber dafür ist es wahrscheinlich eh zu spät und meine Grillerei in Kapstadt im jugendlichen Alter wird meine Haut nie verzeihen. Hach. Wäre ich doch lieber mehr in die Bib als an den Strand gegangen....

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  3. In Thailand waren die eigentlich eher sanft zu mir die Damen. Und weil ich das so toll fand, bin hier gleich in den neueröffneten Thai-Massagesalon ums Eck um ein bisl zu Entspannen. Meine Lotusblüte sah aber eher aus wie eine Transe und hat mich fast verprügelt und mir die Knochen gebrochen! Als ich ihr sagte "bitte nicht so stark", hat sie das wohl falsch verstanden und hat noch kräftiger hingelangt. Nie wieder!

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    1. Hihi. Also gut, ich sehe ein, es ist wohl doch von Lotusblüte zu Lotusblüte verschieden.... Glück muss der Mensch also haben. Bzw. einen bestimmten Namen kennen, der empfohlen wurde- wie beim Friseur auch.

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