Mittwoch, 12. Oktober 2011

Slope days

Meine Tage sind derzeit Und-Täglich-Grüßt-Das-Murmeltier mäßig. Wir haben einen guten Rhythmus in unseren Aktivitäten, aber langsam wird Park Slope auch ein kleines bisschen langweilig. Nach dem Kindergarten gehen wir in den Park (auf den Spielplatz) strollern dann die 7. Avenue bis zum "Connecticut Muffin", wo L. einen Muffin oder ein Croissant mit R. teilt und ich einen Mango Smoothie trinke (soweit ich etwas abbekomme). Nächste Station: Spielzeugladen, wo zwei Tischlein mit Eisenbahnen vor der Tür aufgebaut sind. Kinderalaaarm plus Elternalaarm ("Usher (!) Be nice and shaaare !!!") Kleiner Schlenker in den Spielzeugladen hinein. R. zieht es schnurstracks zu den "Baaaaabiiies", L. bleibt meistens bei den Halloweenverkleidungen stehen. Nächste Station: Supermarkt, Milch kaufen. Unser Milchkonsum ist inzwischen unglaublich, da L. hier Cornflakes entdeckt und zu seiner Lieblingsnahrung auserkoren hat. Abbiegen auf die Union Street, kurze Pause beim Fire Department, Feuerwehrauto gucken (L.) und mit Feuerwehrmännern flirten (R., nicht ich) Dann: home, sweet home.

Morgens ist es etwas abwechslungsreicher, denn R. hat jetzt immer montags ein Playdate mit zwei gleichaltrigen Mädchen und freitags ist ihr Turnkurs. Der Turnkurs ist ganz nett und R. liebt es dort, aber ich kann mir ein innerliches Augenrollen manchmal nicht verkneifen. Die zwei Vorturnerinnen sind so dermaßen typisch ami enthusiastisch, dass es einfach unfreiwillig komisch ist. Auch die Musik, die in gnadenloser Lautstärke läuft ("Rocky", "I need a hero" und dergleichen mehr) finde ich gewöhnungsbedürftig. Dafür ist es in der Musikschule (sonntags) echt schnucklig.

Ich habe jetzt einige Zeit überlegt und beschlossen, R. für 2 Tage in der Woche ebenfalls in L´s Kindergarten unterzubringen. Ich hatte das angeleiert, als die Arbeitsoption noch aktuell war. Ok, jetzt arbeite ich nicht, also könnte sie natürlich auch zu Hause bleiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich brauche auch mal eine "Auszeit". Wenn ich nach einem Jahr NY mir selbst eingestehen muss, dass ich ausschließlich die Spielplätze in Park Slope angesehen habe, dann bin ich wahrscheinlich im Nachhinein traurig. Als wir vorletztes WE in Manhattan waren, hat es mich schon ein bisschen in den Fingern gejuckt. Nur beim bloßen Durchfahren habe ich schon gesehen, dass die Stadt schon wieder ihr Gesicht verändert hat- klar, es ist ja auch schon 4 Jahre her, dass ich hier gewohnt habe. Ich möchte mir ansehen, was sich bei Ground Zero tut. Und die neue High Line in Chelsea. Und ich möchte die 5th Avenue langlaufen. Mal wieder ins MoMa (wahrscheinlich zum 17. mal, aber egal). Und natürlich auch mal in Ruhe in Alice´s Tea Cup sitzen und an alte Zeiten denken. Vielleicht mal ganz für mich Sushi essen. Fotos machen. Und ein paar neue Shops erkunden. Und noch 1000 Sachen mehr. Natürlich kann man das -theoretisch- auch mit einem Kleinkind machen. Aber wie berichtet ist R. in einem total schwierigen Alter UND relativ deutlich in ihren Gemütsäußerungen. Ich kann wohl eine halbe Stunde mit ihr U-Bahn fahren und sie dann in Coney Island mit Schippchen in den Sand setzen, das ist ok. Aber eine halbe Stunde U-Bahn fahren UND danach im Kinderwagen herumsitzen, während Mama "Erwachsenensachen" macht, ist mit R. derzeit nicht so gut drin. Bzw. es macht ihr keinen Spaß. Und dann auch mir nicht.
Andererseits hat sie eine Phase der starken Trennungsangst und weint ganz fürchterlich, wenn ich mich entferne. Das hat mir schon zu denken gegeben, ob das jetzt eine gute Idee ist mit dem Kindergarten. Dann aber wieder denke ich, es ist eine Frage der schonenden Eingewöhnung. Und da es ja ein deutscher Kindergarten ist, habe ich da wenig Bedenken, dass ich das durchgesetzt bekomme, wie ich möchte. Außerdem ist es R. zu Hause mit mir alleine manchmal erkennbar langweilig. Sie ist gerne unter Menschen und unter Kindern. Alles in allem bin ich also zu dem Ergebnis gekommen, dass 2 mal die Woche KiGa für uns beide ganz gut sein werden. Und so wird R. jetzt wohl ab November auch ein Kindergartenkind. In Deutschland wäre sie jetzt ebenfalls bei einer Tagesmutter, sogar an 4 Tagen die Woche, weil ich ja normalerweise wieder ab Oktober gearbeitet hätte. Mein schlechtes Gewissen sitzt trotzdem auf der Schulter und flüstert manchmal, was für ein egoistisches Menschenkind ich bin, meine Tochter wegen ein bisschen Freiheit abzuschieben...

2 Kommentare:

  1. Liebe E.!

    Also wirklich, du brauchst sicher kein schlechtes Gewissen haben. Du meistert doch (fast) alles komplett alleine. Wenn es jemand verdient hat, auch ein paar Stuendchen in der Woche seine Freiheit zu geniessen, dann doch DU!!!! ...und R. wird es ganz wunderbar im Kindi gefallen, bestimmt!

    LG,
    R.

    PS: ...und ich beneide dich, wie gerne wuerde ich mal wieder in Ruhe im Amiland shoppen gehen....

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  2. Also das mit dem schlechten Gewissen hab ich jetzt auch mal überlesen, sonst komm ich vorbei und schüttel Dich. Gib R. in der Kita ab und genieß gefälligst Deine 2 freien Vormittage die Woche. Geh shoppen bis der Arzt kommt, trink Tee und iß Scones bis der Bauch platzt und geh ein bisschen in der Moma tagträumen. Dann haben R. und L. eine supererholte, glückliche Mami und sind auch happy. Knutsch nach NY!

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