Freitag, 21. Oktober 2011

Fall Fun die Zweite





Was ich gestern eigentlich sagen wollte: ich habe eigentlich keine Lieblingsjahreszeit und kann jeder etwas abgewinnen- und jede hat ihre unangenehmen Seiten. Klar, Sommer: meine liebste Kindheitserinnerung ist mit einem Eimer auf dem Schoß im Kirschbaum zu sitzen und abwechselnd den Eimer vollzupflücken und die Kirschen in den Mund zu schieben, komplettiert von einem Den-Baum-Runter-Kirschkernwettspucken mit meiner Schwester. Ja, der Sommer ist toll. Man kann die Blagen ohne lange Anzieh-orgien nach draußen schicken und eigentlich braucht es nur einen Spielplatz oder ein Planschbecken, um sie glücklich zu machen. Aber der Herbst, der hat auch was. Kuschelig eingemuckelt auf der Couch sitzen und ein Teechen trinken, während es draußen regnet und stürmt- großartig. Laternen basteln und Sankt Martin feiern, Kastanien sammeln und Blätter natürlich. Ach, und der Winter, der hat natürlich erstmal Weihnachten auf der Plusseite aufzubieten. Und Silvester. Und Karneval. Und Schnee, wenn es gut läuft- und es lief ja in den letzten Jahren ziemlich gut, was das betrifft. Skilaufen, Schlitten fahren oder Schneemann bauen und anschließend heißen Kakao trinken. Wunderbar. Ja, und den Frühling, klar, den mag jeder. Die Luft wird mild, überall sprießt und grünt es und man ahnt schon wieder, dass man bald wird draußen frühstücken können.

Nee, ich kann keinen Liebling ausmachen.

Aber hier in NY ist es ein bisschen anders. Ich habe eine ganz klare Lieblingsjahreszeit, und das ist der Herbst. Der Sommer ist hier so alptraumhaft heiß, dass man wirklich einfach nur weglaufen will. Ich bin generell eher kälte- als hitzeempfindlich und schwitze wirklich nicht schnell. Aber bei der Luftfeuchtigkeit, die hier im Sommer herrscht, kann man wirklich dreimal am Tag eine Dusche gebrauchen. Ohne Klimaanlage geht gar nix ( übrigens: wann erfindet eigentlich mal jemand eine, die nicht die Ansicht der Häuser von innen und außen komplett verschandelt? Es gibt ja wohl nichts Häßlicheres als diese grauen Boxen, die hier überall aus den Fenstern herausschauen. Leider sind sie aber total unerlässlich). Diese fiese Hitze war auch im September noch an ganz vielen Tagen zu spüren und hat mich echt erschöpft - die Kinder nicht minder. Aber pünktlich zum Herbstbeginn kam der Wetterumschwung und die Luft wurde frisch (naja, sagen wir mal: kühl). Man kann wieder atmen. Die Tage sind in aller Regel sonnig, es regnet sich hier allerseltenst einmal ein, meist ist der Himmel nach einem Regentag wieder blau. Die Nächte sind wieder so, dass man sich bei offenem Fenster gemütlich unter eine Daunendecke kuscheln kann. Trotzdem kann man fast jeden Tag lange nach draußen, weil die Temperaturen in der Sonne wirklich noch hoch sind. Und das Beste: die Mücken werden weniger. Mückenalarm- damit hatte ich auch nicht so richtig gerechnet. Ich habe schon diverse Menschen gefragt, ob das hier in Brooklyn immer so ein Problem ist, scheinbar schon. Um ehrlich zu sein, unser Gärtchen konnten wir bisher kaum nutzen. Kaum ist man draußen, kommen wirklich Schwärme hungriger Mücken von allen Seiten. Ok, nun habe ich noch das zusätzliche Problem, dass die Viecher mich besonders lecker finden und L. hat das leider geerbt, so dass wir beide wirklich gruselig zerstochen von jedem kurzen Gartenaufenthalt, aber auch aus dem Park, wiedergekommen sind. Echt komisch. Ich hoffe mal, es war einfach nur ein besonders feuchter Sommer und nächstes Jahr ist es nicht mehr ganz so schlimm.

Also, wir genießen jetzt den Herbst. Derzeit ist natürlich die Vorfreude auf Halloween sehr groß und beginnend mit dem kommenden Wochenende werden überall schon kinderfreundliche themenbezogene Veranstaltungen abgehalten. Kostüme nähen hier, Masken bauen da, Kürbisse aushöhlen dort. Im Kindergarten wird Kürbisbrot gebacken, Kürbiskerne getrocknet und Kürbisse werden bemalt. Viele Häuser sind schon auf das fieseste geschmückt. Ob das auch in hübsch geht? Was mich betrifft nur, wenn man sich auf das Aufstellen von echten Kürbissen beschränkt, aber das ist natürlich für die Kids nicht richtig spaßig. Trotzdem reicht es ja, wenn die Nachbarn ihr Haus Christo-like mit Fakespinnweben verpacken und riesige Plastikspinnen sowie Plastiktotenköpfe und Jutevogelscheuchen auf die Eingangstreppe setzen. L. hat bei uns einen metallenen Geist im Blumentopf durchgesetzt, der im Dunkeln leuchtet, ähem. Aber ansonsten müssen es die Kürbisse tun. A pro pos, ich gestehe: ich mag überhaupt keine Kürbisse. Morgen werden sie aber ausgehöhlt und ich will ja nicht den Inhalt von zwei Riesenkürbissen wegschmeißen. Hat jemand ne Idee für Kürbissuppe, die möglichst wenig nach Kürbis schmeckt? Zur Not mache ich meinen Teil einfach richtig scharf...

Ansonsten beginnt ja jetzt so ganz langsam die besinnliche Jahreszeit, zumindest kann man sich schonmal drauf vorbereiten. Gestern schlug ich vor, zusammen zu basteln (hier wird jede harmlose kleine Bastelei gerne als Art Project bezeichnet), aber L. und R. wollten lieber ihrer neuen Lieblingsbeschäftigung nachgehen und einträchtig alte Zeitungen zerreißen. Hmmm. R. sitzt dann auf dem Boden und gibt jedem abgebildeten Model, das sie findet, ein Küsschen. L. reißt Muster in die rausgerissenen Seiten und erzählt Geschichten zu den Bildern - und insgesamt sind sie damit wirklich lange am Stück zufrieden zu stellen. Nja. Auch irgendwie ein Art Project.

Mückenbedingt verlagern wir unsere Outside-Aktivitäten ab der Dämmerung gerne vor die Haustür und üben dort Fahrrad fahren/Rutschfahrzeug rutschen. Ich hab mich schon immer gefragt, warum alle Welt mit Apple Computer und Kaffeetasse oder Buch und Teetasse auf den Vortreppen sitzt, jetzt weiß ich es. Nix da kommunikatives Völkchen. Die weichen nur den Mücken aus.

Der liebste Ehemann ist seit gestern mal wieder am anderen Ende der Welt, in Singapur. Ich glaube, der 19 Std. Flug hat richtig Spaß gemacht, armer Kerl. Wir müssen nun wieder anderthalb Wochen ohne ihn auskommen, und das fällt den Kindern bereits jetzt schwer.
L. hatte sein erstes Kindergartenplaydate und es war wirklich nett und wird nächste Woche wiederholt. Am We kommt nun auch V´s Kollege mit Familie hier an, die Tochter wird ja mit L. in den Kindergarten gehen und ich hoffe, dass sie sich gut verstehen.
Soweit die news. So long.

3 Kommentare:

  1. Kürbissuppe, die nicht so doll nach Kürbis schmeckt: versuch es mal mit Kokosmilch in asiatischer Richtung. Habe ich neulich in unserer Kantine gegessen (allein dass es dort mal was Leckeres gab, ist schon ein Wunder) und daher leider kein Rezept.

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  2. Komisch das mit den Mücken. Bestimmt war Brooklyn vor der Kolonialisierung ne Sumpflandschaft ;O).
    Kürbissuppe ohne Kürbisgeschmack? Leider keine Idee. Aber hast Du sie schon mal in Stücken im Ofen gebacken? Vielleicht schmeckt Dir das ja.
    XOXO, Nadine

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  3. PS: Soooo süß die Kleinen, auch wenn ich zum Gucken leider immer fast ne Lupe brauche. Versuch doch mal die Pic´s ein bisschen größer zu machen. Geht ganz einfach, wenn Du in dem Post statt auf HTML bearbeiten auf Verfassen gehst.

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