Montag, 10. Oktober 2011

To a very special birthday girl

Liebe C.,

nein "girl" trifft es eigentlich nicht mehr so ganz. Da ich selber Dir, wie immer, in 6 Wochen mit dem zahlenmäßig gleichen Geburtstag nachfolgen werde, darf ich das sagen: jung im eigentlichen Wortsinn sind wir dann jetzt wohl nimmer. Glauben kann ich es nicht, aber langsam muss man uns wohl oder übel als erwachsen bezeichnen.

Wir kennen uns seit 30 Jahren, so ungefähr. Im Schullandheim im Harz begann eine tiefe, eine große, eine besondere Freundschaft. Wir fanden es ziemlich langweilig, auf irgendwelchen Bergen herumzukraxeln und nach Erz und Edelsteinchen zu suchen- und saßen schon damals, soweit ich mich erinnere, schwatzend und kichernd herum, nur im Unterschied zu jetzt ohne Kaffee oder Wein in der Hand. Mit 11,12,13 und 14 waren wir unzertrennlich. Trafen wir uns mal einen Nachmittag nicht, wurde eine Telefonschaltung gelegt. Es war völlig egal, ob wir uns etwas zu erzählen hatten - wir schafften es auch, am Telefon zusammen fern zu sehen und sogar die Werbeunterbrechungen "sinnvoll" zum "Reklameraten" zu verwenden. Damals gab es noch keine Handys und schon gar keine Flatrates, und wenn wir telefonierten hieß das, dass der Rest unserer Familien es nicht konnte, und die Rechnungen hoch ausfielen. Unseren Eltern blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls zu befreunden und die Brut der anderen quasi als Adoptivkinder im eigenen Haushalt aufzunehmen. Die Vorpubertät ist auch heute, nehme ich an, die Zeit der ganz ganz wichtigen Prägungen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass wir zeitweise genauuuu gleich aussehen wollten und dies bis auf die letzte Haarspange auch taten. Da wir in etwa die gleiche Größe, Haar- und Augenfarbe hatten und haben, gelang uns das auch so gut, dass auf Fotos aus dieser Zeit auch Familienmitglieder den einen nicht vom anderen unterscheiden können. Das war die Zeit, in der wir "terrible twins" genannt wurden. Terrible, weil uns so unsagbar viel Blödsinn einfiel. Wenn nicht dem einen, dann totsicher dem anderen. Ich erinnere nur an eine sehr lustige Schul-Toiletten-schrub-aktion (beide: sehr wütend auf eine ganz bestimmte Lateinlehrerin, beide: beschallt von "Maria Magdalena" von Sandra, werd ich nie vergessen!) Wir waren wahrscheinlich gemeinsam ziemlich unausstehlich, aber wir liebten uns sehrsehr.
Dann bist Du für 3 Jahre mit Deinen Eltern nach SA gezogen, viele, viele tausend Kilometer weit weg. Es gab noch kein Internet und Du hattest auch keinen Blog. Wir hatten kein Skype und nur sehr selten die Traute, uns über die beschränkten uns zugewiesenen Telefonzeiten hinwegzusetzen. Mein Herzchen war lange Zeit sehr schwer. Aber: wir schrieben uns Briefe. Richtige echte, lange Briefe mit viel Inhalt, auf Luftpostpapier, weil normalschwere Briefe so teuer gewesen wären. So war die Welt damals noch. All Deine Briefe habe ich noch, und vielleicht leihe ich sie Dir mal, denn sie sind so ausführlich, dass Du bestimmt selber überrascht bist, was Du aus dieser Zeit alles vergessen hast. Gibt es meine Briefe auch noch irgendwo? Bestimmt. Manchmal denke ich, wenn wir richtig alt (also, ich mein: richtig, nicht so wie jetzt, wo wir zwar die Oldies bei jeder Ü-30 Party wären- aber wer will da schon hin) sind, dann können wir uns mal ´nen Spaß draus machen, all solche Erinnerungen zusammenzutragen. Und wir schrieben nicht nur Briefe. Du warst jeden Sommer im Ostwestfälischen im "Urlaub" (was heutzutage lustig klingt). Das war toll für uns und bestimmt auch wichtig für unsere Freundschaft. Damals waren wir noch so sehr auf der Suche nach uns selbst und so beeinflussbar. Im ersten Sommer"urlaub" holten wir Euch am Flughafen ab und ich hatte mich, wie das eben so in war, als wir 15 waren, mit Bundfaltenhose, Benettonjacke und Schleife im Haar schick gemacht. Dann stand ich Dir gegenüber- schwarz gefärbte Haare, schwarzes Gewand, gewollt geschlampt- Möchtegernpopper trifft Möchtegernpunki. Eine Schrecksekunde, und dann fingen wir das Kichern an. Am Ende des Sommers war das Schwarz aus Deinen Haaren und die Schleife aus meinen verschwunden. Mit 17 warst Du wieder da. Wir blieben Freunde. Wir machten Abi, fuhren- zusammen- in den Urlaub und begannen -zusammen- ein Studium. Zogen zusammen. Tolle Studententage, Party, aber auch viel Lernerei. Nach dem Studium: ein Auslandsjahr. Wir gingen -zusammen- nach Schottland und -zusammen- nach SA. Dort trafst Du dann Deine große Liebe. Nach der Rückkehr: Referendariat in D. Zusammen. Nun gut, immerhin in zwei getrennten Wohnungen, aber gegenüber voneinander, so, dass wir uns zuwinken konnten. Nach dem Referendariat zog es Dich in die Stadt Deines Liebsten und Du musstest mich leider in einer sehr bitteren Zeit ohne allerbeste Freundin zurücklassen. Ich blieb in D und Du in Deiner schönen Stadt im Norden und nun sehen wir uns leider leider gar nicht mehr so oft.

Aber: wir sind und wir bleiben Freunde. Daran wird, wie ich inzwischen fest überzeugt bin, in diesem Leben nichts und niemand je etwas ändern können. Ich weiß, dass Du mich geprägt hast wie kaum ein Mensch außerhalb meiner Familie (und umgekehrt), und so ist es fast nicht weiter verwunderlich, dass wir, wann immer wir uns sehen, wann immer wir uns sprechen, einfach "anknüpfen" können. Wir finden immer Themen. Und notfalls können wir auch gut zusammen schweigen. Passiert aber nicht oft. Und auch, wenn ich mir früher immer vorgestellt habe, dass unsere Kinder Nachbarskinder werden oder zumindest in die gleiche Schule gehen werden, und auch wenn ich manchmal traurig bin, dass es nicht so ist (zumal es unglaublich ist, wie wunderbar sie sich verstehen), bin ich sehr sehr froh, Dich dort, wo Du bist, glücklich und erfüllt zu wissen.

Du wirst immer ein besonders wichtiger Mensch für mich sein, liebste C.

Happy Birthday.

2 Kommentare:

  1. Liebe B!
    I LOVE YOU!
    Hab soooo geheult- vor Freude und Rührung- und mir überlegt, dass Du zu Deinem 40.ten einen echten, langen auf Luftpostpapier geschriebenen Brief von mir bekommst. Und klar hab ich auch noch Deine ganzen alten Briefe..
    and remember: Bongani says: Where is the beer????
    Ausserdem war es eine dunkelblaue Samtschleife auf einer Haarspange in Deinen dauergewellten Haaren,
    Knutschus Grandus, Klein K. alias C.

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  2. Oh Weh, die Dauerwelle hatte ich erfolgreich verdrängt.... Du Böse!

    Schöner Nickname ... hihi! Und fein, dass Du jetzt auch kommentieren kannst! I LOVE YOU, TOO.

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