Montag, 28. November 2011

Thanksgiving

Vergangene Woche ist mein Citywalk ausgefallen. Das lag in erster Linie am Wetter, das am Dienstag und am Mittwoch- meinem Geburtstag- wahrlich novembermäßig ausfiel; es schüttete Bindfäden. Ich verbrachte meinen halben freien Tag mit dem Computer auf dem Schoß und der Teetasse neben mir auf der Couch und fröhnte meinem neuen Hobby: Blogs lesen. Während ich mich lange damit begnügt habe, die Blogs der Handvoll Menschen zu verfolgen, die ich persönlich kenne, lese ich inzwischen mal hier, mal da, und habe auch schon ein paar Blogfavoriten, zu denen ich aus irgendeinem Grund regelmäßig zurückgehe. Weil die Fotos so schön sind. Die Schreibe so genial. Oder der Humor der Autorin so trocken (da fällt mir gerade auf: einen männlichen Blogger habe ich überhaupt noch nicht entdeckt). Die Menschen bloggen über die unterschiedlichsten Sachen - über´s Reisen, über´s Mamadasein, über´s Nähen, über Architektur oder über Literatur - und über alles andere, was man sich nur vorstellen kann. Und weil die meisten dann auch noch eine "Blogroll" haben, also quasi eine "Diese-Blogs-Gefallen-Mir-Liste", kann man ganz easy von einem zum anderen hüpfen. Ich finde das spannend, so einen kleinen Eindruck von anderen Leben zu gewinnen. Aber ich bin ja auch so eine, die wahnsinnig gerne im Dunkeln in die beleuchteten Wohnzimmer schaut, um zu sehen, wie die Menschen eingerichtet sind. Ich selber gewähre diese Einblicke übrigens auch, ich mag nämlich überhaupt keine Jalousien und fühle mich wie eingesperrt, wenn diese herabgelassen werden.

Am Dienstag bin ich jedenfalls über diverse Umwege auf eine Seite gekommen, die mir den Atem stocken ließ. Ich las und las, etwa drei Stunden, ohne Pause. Der Tee wurde kalt, mir wurde auch kalt. Ich las über ein gestorbenes Kind, eine Familie, die mit der Trauer leben lernen muss, eine Mutter, die in ihrem Schmerz so unsagbar schöne Liebeserklärungen für ihr Kind schreibt, die so weise und tiefsinnig und hoffnungsvoll erscheint, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen.

Es war sehr passend, dass mein Geburtstag und Thanksgiving vor der Tür standen. Zu selten, viel zu selten, mache ich mir bewusst, wie glücklich ich bin, wie viel Grund ich habe, glücklich zu sein. Meine Kinder lachen und laufen und sind fröhlich und sind DA. Ich darf sie begleiten. Wir alle sind gesund, wir alle sind zusammen. Mein Glück ist wie eine Seifenblase, das weiß ich. Schon morgen kann alles anders sein. In diesem Bewusstsein habe ich meinen Geburtstag sehr fröhlich gefeiert. Thanksgiving war trotz des unvermeidlichen Turkeys und eines lauten Come-Togethers innerlich etwas leiser und ich: tatsächlich voller Dankbarkeit.

1 Kommentar:

  1. So nun hat es Dich also auch erwischt. TV seh ich nur noch super selten. Blog´s lesen find ich 1000 mal spannender. Und mich haut es jedes Mal vonne Socken wie unglaublich talentiert und kreativ manche Blogger sind.

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