Freitag, 11. November 2011

Wie oft hab ich Dir gesagt...?

Wie das fleischgewordene Klischee der "spätgebärenden" Akademikermutter habe ich mich gut auf das Mamasein vorbereitet. Dachte ich. Mittels des Abarbeitens einer ordentlichen Literaturliste zum Beispiel. Ich mag Anleitungen. Ich habe zig, aber wirklich zig, Schwangerschafts- und Erziehungsratgeber im Regal und kann immer noch schlecht an ihnen vorbeigehen, ohne zum Kauf verlockt zu werden.

Allerdings vergesse ich das Allermeiste, was ich da so lese, offenbar 10 min später wieder. Wenn ich nämlich in einer konkreten Situation ratlos dastehe (Bei L´s erster Trotzphase mit gerade eben 2 zum Beispiel) und denke, hm, ich schau mal eben in eines meiner schlauen Bücher, auf dass ich erhellt werde, finde ich zwar meistens nicht die gesuchte Antwort, lese mich aber regelmäßig an einer anderen Passage fest, die ich interessant finde. Um dann festzustellen, jau, das hab ich schon mindestens 3mal gelesen, jedes Mal für einen guten Ansatz befunden, jedes Mal im Alltag nicht umgesetzt.

Wieso ich gerade jetzt darauf komme? Weil ich mich in den letzten Tagen andauernd bei der Ausübung einer laut Ratgeber fürchterlichen Todsünde in der Kindererziehung ertappt habe. Ich stehe etwa in der Küche und bereite, weil Frischgekocht ist besser und so, liebevoll das Kindergartenessen für den nächsten Tag zu. Die undankbare Brut spielt mitnichten 20min ruhig und nett in der ihr zugewiesenen Spielecke mit Bauklötzen, sondern nimmt mehr oder minder das Wohnzimmer auseinander, in erster Linie der Erstgeborene. Ich bin schon leicht genervt, denke aber, lass sie ölen. Sekunden später ertönt- nach einem charakteristischen Piratenkampfschrei des Söhnchens- bitterliches Geheule der Zweitgeborenen. Da kommt aus meinem Munde doch glatt die Frage: "L., wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass Du Deine Schwester nicht umschmeißen sollst?" So. Was erwarte ich jetzt? Die Antwort: "Nun, Frau Mutter, etwa 121 mal, und ja, ich weiß, was Du mir damit sagen möchtest, fortan werde ich das Schwesterchen nicht mehr umwerfen!" ??? Oder auch, ebenfalls gestern: "L., Du weißt, dass ich es nicht leiden kann, wenn Du an-dau-ernd die Möbel herumrückst." Bescheuerter geht es echt nicht mehr. Klar kommt nur ein etwas schuldbewusster Blick und es wird weiter geschoben. Es wurde ja nicht verboten. Aber der Spaß ist ein wenig gedämpft, denn man will Mama ja durchaus gefallen. Ich habe also nichts erreicht, außer eine Spaßbremse zu sein. Noch schlimmer, heute Morgen: "MUSST Du denn immer R. ärgern?" Ja klar, er muss. Er braucht ganz einfach nur eine Grenze, ein klares "Hör auf".

Was zum Kuckuck bringt mich dazu, so nutzlose und idiotische Sachen zu sagen? Ich habe keine Erklärung, außer, dass es irgendwie in mir "drinsteckt". Guter Vorsatz des heutigen Tages: Werde mich weiter beobachten und dran arbeiten.

Mannmannmann. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als ich die entsprechenden Passagen in einem der Ratgeber gelesen habe, dass ich dachte, sowas sagt ja wohl kein Mensch, ist doch logisch, die Kleinen brauchen KLARE Regeln, die konsequent und verständlich durchgesetzt werden. Da war Minimann aber noch winzig und Minimädchen noch gar nicht auf der Welt.

Was mal wieder beweist: Theorie und Praxis sind zweierlei. Und es wird nicht zwangsläufig leichter, wenn die Kleinen größer werden.

5 Kommentare:

  1. Ich musste gerade derartig lachen. Ich bin GENAUSO :) und "meiner" ist erst 10 Monate alt, bei dem fruchtet mein Gequatsche schon mal erst Recht nicht. Ich schiebs dann immer aufn Vater. ;)

    Liebste Grüße und schönes Wochenende dir...
    R.

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  2. J. knallt zum dreimillionstenmal die Haustür von außen nach innen auf, so dass sie gegen die Wand donnert und der Rahmen verdächtig wackelt:"Du weißt doch, dass Du das nicht machen sollst. Wir wollen doch nicht immer schimpfen müssen!!" - eigentlich hast Du recht, sogar der schuldbewusste Blick kam im Anschluss an das laute Gezetere im Auto nach dem Kindergarten (bei dem er dann schlagartig meinte, er sei ja nicht sauer oder wütend oder so, sondern traurig, weil er L. vermisse...was vermutlich auch stimmt, aber in diesem Fall eine geschickte Ablenkung darstellte). Aber: braver J., der er ja sein kann, ging er das erste Mal ohne Geschimpfe zum Sport mit den Damen L.,Fl. und La. und dem Herrn L... Also: vielleicht helfen diese völlig unpädagogischen Äußerungen in Dauerbefeuerung doch irgendwie irgendo irgendwann...

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  3. Huhuuuu.....Wer von Euch schreibt hier eigentlich ? Ka oder R???

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  4. Grins :O)! Ich würde ja normalerweise sagen, Du bist halt J., Du kannst nicht anders als "kompliziert und ausschweifend". ;O)). Aber da ich irgendwie auch nicht anders bin, ist diese Theorie auch für die Tonne. Bei J. haben solche Äußerungen allerdings zur Folge, daß er mitunter genau SO mit mir spricht....das hat man dann davon.

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  5. R., mal in Absprache mit Ka., mal alleine. Bin ja schon groß... ;-)

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