Mittwoch, 31. Oktober 2012

Schulgedöns Part IV

Der Stein, der mir heute erstmal vom Herzen gefallen ist, hat gekracht, aber ordentlich. Ein Hoch auf den Torektor! Er ist ja nach diversen Interimsdirektoren sehr neu in seinem Amt; offenbar haben sich die möglichen Kandidaten gescheut, in unserem Kaff diese ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen. Wie man munkelt weil die "Klientel" (gemeint sind die Eltern, nicht die Kids) etwas schwierig ist. Ich hätte ja laienhaft gemeint, die Todesstrafe für einen Pädagogen müsse sein, mit Eltern zusammen zu arbeiten, die sich nicht kümmern, aber das Gegenteil ist offenbar auch von Übel. Die Eltern aus H. sind prinzipiell wichtig. Sie sind meist Akademiker, oft mit dem nötigen Kleingeld gesegnet und haben gerne eine Meinung zu allem. Der kleine Prinz/die kleine Prinzessin steht im Zentrum des Geschehens und muss natürlich zeitnah und optimal gefördert werden. Hier ist es nicht selten, dass Kindergartenkinder Hockey, Tennis oder Golf spielen - oder alles. Eltern kommen nicht herein, sie treten auf. Sie bitten nicht um  etwas, sie erwarten und verlangen. Kann man sich gut vorstellen, dass das über Gebühr anstrengend sein kann, so als Torektorchen.

Aber nun gut, er ist ja da- und was für ein Glück haben wir da in unserem Kaff gehabt. Ich bin restlos begeistert und ein kleines bisschen verliebt. Nicht nur, dass er mir gut zugehört und sinnvoll nachgefragt hat, er hat noch viel mehr gemacht: mich sehr, sehr ernst genommen und mir sogar noch Bücher empfohlen und Therapieansätze aufgezeigt, die ich nicht kannte. Als ich von L´s motorischen Problemen erzählte, kam die Nachfrage: Moment, Moment, sie sind viel zu schnell. Wie war denn die Schwangerschaft? Bumms. Das saß. Der erste Mensch, der dem Bandscheibenvorfall in der 25. SS-Woche, der nachfolgenden Zwangsruhe, dem Kaiserschnitt und den Blockaden sowie den nachfolgenden motorischen Entwicklungsverzögerungen als Baby Wichtigkeit eingeräumt hat, ohne Wenn und Aber. Ein Pädagoge, der das Kind ganzheitlich betrachtet, und das an einer Regelschule. Wie viele Ärzte und Therapeuten und andere Mitmenschen haben schon zweifelnd mit dem Kopf geschüttelt, wenn ich mit L´s Blockaden um die Ecke gekommen bin. Wie viele haben mir schon zu verstehen gegeben, dass ich einfach eine in der Tendenz hysterische, überbesorgte Mutter mit einem leicht unsportlichen Kind bin. Ich bin sehr, sehr dankbar, dieser Mann ist quasi ein Geschenk des Himmels, und ich kann nur hoffen, dass er an der Schule bleibt und sich mit seiner Art und seinen Ansichten durchsetzt.

Alles in allem bin ich offene Türen eingerannt. Da der Herr Direktor die hiesige Schulärztin noch nicht kennt, hat er mich gebeten, ihm Futter in Form von schriftlichen Berichten/Stellungnahmen zu liefern, dann will er damit bewaffnet persönlich zur Schulärztin gehen und darauf hinwirken, dass ihr Gutachten (nach Untersuchung des Kindes) zum Ergebnis: "Zurückstellung empfohlen" kommt. Offiziell hat er nämlich entgegen dem, was ich aus dem Gesetz meinte herauslesen zu können, keinerlei Handlungsspielraum, ist an das schulärztliche Gutachten gebunden. Drum muss man inoffiziell zusammen arbeiten.

Alle Stellungnahmen sind in Arbeit, ich werde sie ihm, sobald ich alle habe, gesammelt und gebunden und gerne auch noch mit Schleifchen versehen an den Schreibtisch liefern. Das Thema ist längst noch nicht erledigt, aber wir sind auf einem guten Weg. Ich bin sicher, meinem Kind einen glücklicheren Schulstart zu ermöglichen, wenn ihm noch ein bisschen Zeit gegeben wird, hier wieder in Ruhe anzukommen und seine Defizite ganz in Ruhe aufzuholen. Leichtes und vorsichtiges Aufatmen hier bei mir.

1 Kommentar:

  1. Ich bin sehr gespannt wie es bei Euch weitergeht. Nächste Woche habe ich den Termin mit J. Motorisch ja quasi auch ne "Krücke". Aber die letzte Physiotherapeutin meinte auch, daß es nicht so verwunderlich wäre, denn ich musste ja schließlich 3 Monate während meiner SS liegen. Da ist mir irgendwie auch ein Stein vom Herzen gefallen das mal einer auf die Idee gekommen ist. Selbst ich bin es vorher nicht.

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