Liebes kleines Mädchen, mit zweieinhalb Jahren bist Du 99cm groß und lebst auf großem Fuß: Schuhgröße 26 trägst Du schon. Du hast lange, wilde Haare, die nur noch mit Spangen und Zopfgummis halbwegs zu bändigen sind. Der Weg vom Kleinkind zum Kindergartenkind ist fließend, ich habe aber das Gefühl, Dir beim Wachsen und Strecken quasi zuschauen zu können. Nun dauert es nicht mehr lange, bis Du richtig "groß" sein wirst, und erstmalig überwiegt die Wehmut deutlich gegenüber dem Stolz, wenn ich Dich manchmal so ansehe und mir klar mache, dass Du nicht mehr lange mein kleines "Baby" sein wirst.
Im Kindergarten bist Du schon richtig zu Hause, Du kennst nicht nur Deine gleichaltrigen Gruppenkollegen und weißt, dass sie alle "Wühlmäuschen" sind, sondern, bedingt durch das offene Konzept unseres Kindergartens und vielleicht auch, weil Dein Bruder einer von den Großen dort ist, bist Du quasi mit allen Kindern bekannt - und überall gerne gesehen. Du bist mittendrin. Es stört Dich nicht im Geringsten, wenn die anderen Kinder um Dich herum Jahre älter sind als Du, Du willst einfach dabei sein. "He, Jungs, wartet auf mich" riefst Du gestern, als Dein Bruder sich mit seinem Freund in sein Zimmer verziehen wollte, und die "Jungs" gehorchten auch brav. Mal gucken, wie lange das noch gut geht. Ich versäume es oft, für Dich "eigene" Playdates zu organisieren, weil unser Alltag einfach durch den Stundenplan Deines Bruders bestimmt ist, aber im Moment stört Dich das noch nicht. Die "Jungs" vielleicht schon eher....
Großwerden, das willst Du mit aller Gewalt, und das gelingt Dir auch prächtig. Du kannst recht gut klettern, mit zwei Füßen gleichzeitig hüpfen und einen Moment auf einem Bein stehen. Du sprichst, dass es eine helle Freude ist. Alle Zeiten hast Du nun in Deinem Repertoir, auch den Konjunktiv beherrschst Du und, natürlich besonders gut, den Imperativ. Abgesehen davon, dass Du manchmal mich und mir verwechselst, ist Deine Grammatik recht sicher. "ch" kommt manchmal als gelispeltes "s" daher, das könnte allerdings auch daran liegen, dass Du nach wie vor an Deinem Schnuller festhältst und die Schnullerfee partout noch nicht anrufen möchtest. Immerhin hast Du inzwischen verstanden, was die Schnullerfee ist und dass sie kommt und die Schnuller holt, wenn das große Kind soweit ist (oder spätestens am 3. Geburtstag--- jaja, meine Logopädenfreundin C. möchte mir an dieser Stelle die Ohren lang ziehen, ich weiß). Zwei andere wichtige "Großwerd"themen für uns: Toilette und Mittagsschlaf. Meine Prognose, Du würdest wohl schnell sauber werden, hat sich nicht bewahrheitet. Du gehst zwar immer gerne auf die Toilette, wenn man es anbietet (ausschließlich auf die große Toilette, Töpfchen verschmähst Du inzwischen), aber Windeln sind schon auch noch ok für Dich. Und der Mittagsschlaf- den brauchst Du eigentlich nicht mehr, aber oft gönnen wir ihn Dir trotzdem noch (und verfluchen uns dann abends, wenn Du vor halb zehn kein Auge zu tust). Bekommst Du ihn nicht, wird der Nachmittag mit Dir recht anstrengend, das will man eben nicht immer.
Besonders oft findet man Dich im Moment am Maltisch, wo Du entzückende bunte Kreise und Striche symmetrisch auf einem Blatt Papier verteilst und penibel darauf achtest, dass auch alle Farben einmal "dran kommen". Nach wie vor spielst Du auch gerne mit Puppen und ich höre mich immer selbst, wenn Du mit übertriebenem Pathos "Meine Süüüüüüße" schreist und Deine Puppen feste in den Arm schließt, oder streng"Jetzt musstu aba schlafen! Schlussjetzt" forderst. Im Umgang mit Deinen gleichaltrigen Freunden bist Du nicht halb so bestimmend, wie ich gedacht hätte. Gestern konnte ich beobachten, dass Du sehr sozial Spielzeuge geteilt und (Deine) Sachen freiwillig angeboten, sowie statt den von Dir gerne gebrauchten Imperativ zu verwenden, sehr freundlich gefragt hast, ob man mit Dir spielen möchte. Ich war verblüfft. Es ist allerdings nicht ganz auszuschließen, dass Du einfach sehr gut gelaunt warst.
Du wirst immer kuscheliger und machst im Moment etwas (für mich) absolut herzzerreißend Süßes, was Du nicht einmal als Baby getan hast: Du schläfst auf meinem Bauch ein. Ich fühle mich zwar zeitweilig wie ein lebendiges Katzenkörbchen, wenn Du Dich auf mir zurechtruckelst, eine Position suchst, zwischendurch ein eher mittelzärtliches Küsschen auf meinen Hals donnerst, aber eigentlich liebe ich es, wenn Dein Köpfchen irgendwann auf meiner Brust ruht und Du ganz friedlich Bauch an Bauch auf mir liegend schläfst.
Hier mein derzeitiges Lieblingsoutfit für Dich und einer der Gründe, warum ich es so großartig finde, ein kleines Mädchen zu haben: Man kann türkisfarbene Röcke kaufen, die über und über mit Hunden bedruckt sind. Fantastisch.
Dein liebster Spielpartner ist und bleibt Dein Bruder. Und auch, wenn Ihr im Moment viel streitet, geht es natürlich immer nur um unsinnige Kleinigkeiten dabei. Sobald es nötig wird, haltet ihr zusammen wie Pech und Schwefel, und jeden Morgen begrüßt Du Deinen noch schlafenden Bruder mit "Vieele Küsschen" und einem ziemlich schiefen Guten-Morgen-Lied.
..und sie werden viel zu schnell groß...
AntwortenLöschenViel zu schnell *seufz*