Dienstag, 16. Oktober 2012

Plagiatsirrsinn

Was soll eigentlich dieses ewige Herumgeschnüffele in Doktorarbeiten 30 Jahre nach ihrer Entstehung? Kann man nicht einfach mal den Doktorvätern und Zweitgutachtern glauben, dass es sich um eine wissenschaftlich fundierte Arbeit handelt? Oder zumindest nach einigen Jahren mal einen formellen Strich unter das Vorhandensein eines Doktortitels ziehen? Herrgott nochmal, selbst Totschlag verjährt nach 15 Jahren. Lasst die Politiker sich doch bitte mal auf ihre Arbeit konzentrieren! Abgesehen davon hat die Uni Düsseldorf ja wohl den Vogel abgeschossen, indem sie das Gutachten an die Presse gegeben hat, bevor die Betroffene sich überhaupt äußern konnte. Also bitte. Wo leben wir denn? Der Plagiatsirrsinn nimmt für mich langsam hysterische Züge an, ganz ehrlich. Nervt!

5 Kommentare:

  1. Ich habe keine Ahnung, wie Geisteswissenschaftler arbeiten und Falle von Schavan ist es vielleicht (?) grenzwertig. Man muss auch unterscheiden zwischen "nicht sorgfältig gearbeitet" und "vorsätzlich abgeschrieben" (auch ich kann nicht garantieren, dass mir nicht irgendwo in der Diss was durch die Lappen gegangen ist, was man als "nicht sorgfältig" bemängeln könnte). Grundsätzlich ärgere ich mich auch über Politiker-Bashing. Und 30 Jahre später könnte man es vielleicht (?) gut sein lassen, da stimme ich Dir zu, man muss es auch im Kontext der Zeit und des Faches sehen, in der die Arbeit entstanden ist.

    Andererseits habe ich als promovierte (Noch-)Wissenschaftlerin an einer Universität ein echtes Problem damit, wenn "meine" Wissenschaftsministerin Scheisse in ihrer Dr.arbeit gebaut hat!

    Den Doktorvätern und Zweitgutachtern kann man in der Regel glauben, ABER: diese haben oft nicht die Zeit, jede Einzelheit akribisch nachzuprüfen, diese beurteilen die Arbeit als Ganzes. Wissenschaftlich fundiert heißt nicht automatisch vom Schreiber selbst verfasst und sauber zitiert. Zudem behandeln die Doktorväter ihre Doktoranden im Idealfall auf Augenhöhe. Augenhöhe bedeutet ein gewisses Vertrauen in mich als Promovend, dass ich RESPEKT habe vor der Wissenschaft als solche und vor der Leistung anderer Leute und mich auch an die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, die mir selbstverständlich bekannt sind, halte!

    Ich finde es gut, dass es diese Diskussion gibt und dass sich Politiker nicht mehr ungerechtfertigt mit einem Titel schmücken können, den sie sich nicht selbst erarbeitet haben! Was Guttenberg und Koch-Mehrin sich geleistet haben ist Betrug. Das ist kein Kavalliersdelikt. Ich bin sehr froh, dass das aufgeflogen ist und dass entsprechende Signale gesetzt sind. Dein Abi und Dein Staatsexamen hast Du doch auch selbst geschrieben und hast nicht abgeschrieben, oder? Warum sollten bei Doktorarbeiten andere Maßstäbe gelten?

    Das Problem sehe ich eher darin, dass in Deutschland akademische Titel eine große Rolle spielen und im wahrsten Sinne des Wortes ein "Aushängeschild", gerade für Politiker, aber auch für Ärzte und andere Berufsgruppen sind. Hast Du es in den USA jemals erlebt, dass der PhD "outside academia" beim Namen dabei stand? Der Titel qualifiziert zum wissenschaftlich Arbeiten und sagt nichts darüber aus, ob jemand ein guter Politiker, Arzt oder Jurist ist. Ich finde es auch komisch, wenn sich Leute den Dr. in den Ausweis schreiben lassen und damit rumhausieren. Wen will man denn bitte damit beeindrucken? Ich schreibe es mir jedenfalls nicht auf die Türklingel, das finde ich irgendwie lächerlich. Vielleicht sollte die offizielle Titelführung des Dr.s abgeschafft werden, andere akademische Titel kann man sich ja auch nicht in den Ausweis schreiben lassen. Dann wäre auch der nicht-wissenschaftliche Reiz weg, den Doktorgrad nur zum Schmücken zu erwerben...

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  2. Jaaaaaa.... Du hast ja Recht. Natürlich ist es richtig, wenn in Extremfällen wie bei Herrn Guttenberg Zeichen gesetzt werden und nicht, nur weil es sich um Politiker handelt, das Ganze unter den Teppich gekehrt wird. Und sicher liegt es daran, wie "wertvoll" so ein Doktor bei uns zu Lande scheinbar ist (was ich ebenfalls lächerlich finde. Auch ich führe meinen Zusatztitel "LL.M." ja schließlich nicht im Namen). Trotzdem empfinde ich das ganze Vorgehen, die Vorverurteilung, die Hetze der politischen Gegner und auch die Bedeutung, die der Angelegenheit in den Medien beigemessen wird, ärgerlich. Und es ist einfach 30 Jahre her, ich denke schon, dass es da irgendwann mal gut sein sollte, zumindest, wenn es wie aktuell wohl nur darum geht, dass mal falsch/aus Sekundärliteratur zitiert wurde. Aufbauschen, bevor die Fakten auf dem Tisch liegen, so empfinde ich das im Moment.

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  3. Ich dachte Du meinst das allgemeiner. Bei Schavan gebe ich Dir recht, das ist keine seriöse Berichterstattung, es sieht eher danach aus, als würde man sie vorab schon fertig machen wollen. Wie gesagt, ich weiß nicht wie der Standard in den Geisteswissenschaften ist, aber nachdem was in der Presse zu lesen ist, hat sie eher nicht vorsätzlich abgeschrieben sondern falsch zitiert. Das mit Guttenberg und seinem Plagiatsstil in einen Topf zu werfen wäre sehr unfair.

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    1. Stimmt, ich habe das allgemeiner geschrieben, meine aber trotzdem eigentlich nur den aktuellen Fall. Und potentiell Zukünftige...

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  4. Habe gerade gesehen, heute der Hauptartikel in der Süddeutschen: "Führende Wissenschaftler verteidigen Schavan". Alle anderen Zeitungen wettern eher gegen sie... Bin sehr gespannt wie das ausgeht.

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